Montag, 7. August, Primorsko

Gestern kamen wir durch die Stadt Harmanli, die zwischen Haskovo und Elhovo liegt. Wir blieben nicht stehen, aber etwas hatte mich neugierig gemacht. Eine Sache, die ich letzte Nacht im Internetcafé über die Stadt herausgefunden habe, ist, dass es auf einer Brücke eine Inschrift gibt, die wir aber nicht gesehen haben. Sie besagt: „Die Welt ist eine Brücke, über die der Weg des Königs und der des armen Mannes führt.“ Der bekannte Schriftsteller Gencho Stoev schrieb: „Harmanli muss nicht reisen, denn es wird von der Welt durchquert.“ Sehr schmeichelhaft für die Stadt und obwohl es sich auf die Vergangenheit bezieht, ist es vielleicht auch für die Zukunft passend, sollten die EU-Pläne für neue Straßen ausgeführt werden. Eine Nord-Süd-Route von Rumänien nach Griechenland, die hier in der Nähe verlaufen soll, ist geplant, sowie die Ost-West-Autobahn nach Istanbul. Der Donner des Straßenverkehrs ersetzt das Stampfen der Kamelkarawanen entlang der Seidenstraße (die romantische Version für Tourist/innen) oder ein Infrastrukturprojekt, um die Verkehrssituation der traditionellen Gastarbeiter/innenroute von und nach Istanbul und weiter nach Osten zu entspannen (die realistische Version).

Gestern Nacht haben wir auch E-Mails bekommen, eines davon mit der Frage, ob ich Agatha Christies Buch Das Geheimnis der Schornsteine, das sich mit dem Balkan beschäftigt, kenne. Es spielt in einem imaginären Land namens Herzoslovakia und ich bestelle es. Später stoße ich in Todorovas Buch auch auf eine Stelle, wo es erwähnt wird… Diese zufälligen Übereinstimmungen passieren L. und mir häufig, beide gelangen wir fast gleichzeitig zu bestimmten Fragen und Themen, aber auf sehr verschiedenen Wegen.

Unser Hotel liegt auf einer Landspitze und ist so gebaut, dass man über einen offenen Gang zu den Zimmern gelangt. Jedes Zimmer hat noch einen privaten Balkon gegenüber des Einganges. Das bedeutet, wir haben einen zweifachen Ausblick, wenn wir die Tür öffnen: auf die südliche Bucht mit dem Großteil der Stadt und des Yachthafens auf der einen Seite und auf der anderen auf die nördliche Bucht mit den Sandstränden, die sich bis zur Villa Shivkov ziehen, einem großen, weißen bunkerartigen Komplex in der Ferne.