Heute sind wir wieder auf den Rosenfeldern, um das Erntefest zu sehen. Die meisten Aktivitäten finden auf dem Parkstreifen statt. Interessanterweise sind auf der einen Seite der Straße zeremonielle Pflückerinnen in traditionellen Kostümen zu sehen. Sie werden von Musikern begleitet und von Tourist/innen, einschließlich uns, fotografiert und gefilmt, während zur selben Zeit auf der anderen Seite das wirkliche Pflücken weitergeht. Frauen mit kleinen Körben streuen völlig unbekümmert Rosenblätter auf die eine Straßenseite, während sie auf der anderen mit sehr viel mehr Sorgfalt in Plastiksäcken, die manchmal fünfzehn Kilo wiegen, eingesammelt werden. Einige der „Parallel“-Pflücker/innen sind Student/innen, einige Soldaten, ganze Roma-Familien sind bei der Arbeit und eine 72 Jahre alte Frau sammelt noch immer Blüten. Sie erzählt uns ihre Lebensgeschichte und wie sich das Rosengeschäft verändert hat. |
|
Früher arbeitete sie in der Kalaschnikow-Fabrik und war auch ein leitendes Mitglied des Volkstanzklubs. 1952 wurde ein russischer Maler, der zu Besuch war, auf sie aufmerksam und malte sie in ihrer Tracht. Sie war sehr glücklich über das Resultat, aber das Bild wurde nie in Kazanlak ausgestellt, sondern für eine Ausstellung nach Leningrad gebracht. Sie sah es nie, noch bekam sie den Maler je wieder zu Gesicht. Ihre Augen werden feucht bei dieser Erinnerung. Sie erzählt uns, dass auch ältere Schüler/innen und Student/innen als Rosenpflücker/innen arbeiteten. Es muss sehr früh geerntet werden und normalerweise ist man spätestens zu Mittag fertig, da sich in der Sonnenhitze das Öl in den Blumenblätter verringert. Es gibt viele (hauptsächlich romantische) Mythen, wie die Rosen aus dem Mittleren Osten nach Bulgarien kamen. Das meiste Rosenöl wird nach Frankreich verkauft, dem Zentrum der europäischen Parfumherstellung. |