Dienstag, 5. Juni, Kazanlak

Wir wollen Stara Zagora besuchen, eine Stadt, die ungefähr 35–40 Kilometer südöstlich von Kazanlak liegt, hauptsächlich, um A. und P. zu treffen, die wir in Kazanlak kennen gelernt haben. Es wird also kein wirklich anstrengender Exkursionstag werden, eher ein Tag um Notizen und Fragen nachzutragen. Wir lassen das Auto im Zentrum in der Nähe des Parks stehen, wo wir A. und P. treffen sollen, und spazieren über den Markt. Ich setze mich auf eine schattige Bank, um einige Notizen zu machen und bemerke einen Buben, vielleicht sieben Jahre alt, der vor einer Statue steht. Es scheint der Heilige Georg zu sein, der gerade dabei ist den Drachen zu töten. Er steht allein, beschäftigt mit seiner Tapferkeit auf einer Säule, ungefähr 5 Meter vom Boden. Der Bub mit einer schiefsitzenden, aber nicht modisch nach hinten gedrehten, übergroßen Baseballkappe, wirft eine kleine Spiderman-Figur in die Höhe. Nach dem Drachen oder dem Helden? Es ist egal, da seine Figur nie höher als bis zur Hälfte des Sockels fliegt. Seine Vorstellungskraft lässt erst nach zehn oder zwölf Versuchen nach.

Nachdem ich ein oder zwei Sätze geschrieben habe, bemerke ich ein Roma-Paar, das mit einem angekleideten Affen an der Leine vorbeigeht. Der Mann trägt ein Musikinstrument, das ich nicht kenne. Vom Markt kommt eine Frau an mir vorbei und isst frische Kirschen. Eine fällt auf den Boden und rollt ins Sonnenlicht, eine perfekte Kirsche; sie bemerkt es nicht. Neben dem Markt ist eine unsichtbare Demarkationslinie, alle Bänke sind mit redenden, Zeitung lesenden und rauchenden Männern besetzt. Weiter innen im Park sind Frauen mit Babys in Kinderwägen und kleinen Kindern zu sehen, besonders rund um die Statue und den Brunnen.

In Stara Zagora gibt es ein römisches Amphitheater und auch die Svetlina-Straßenlampen, die wir in vielen Teilen Bulgariens gesehen haben, kommen von hier. Sie sind einfach, elegant und irgendwie insektenartig. Ich verlasse den Park, um die anderen zu treffen, und komme an einer verblassten Wandmalerei vorbei, einer Weltraumeuphorie von 1960 neben heutigen Sehnsüchten. A. und P. sind nicht aufgetaucht, also gehen wir zum Postamt. Es stellt sich als ein Gebäude heraus, das auf einer archäologischen Fundstätte gebaut wurde.

Im Inneren werden die Geschäfte um und über römischen Mosaikböden aus dem vierten Jahrhundert getätigt. Später, während einer Kaffeepause, verdunkelt sich der Himmel und dann - ein Wolkenbruch. Wir sitzen, beschützt von der Markise des Cafés und schauen zu, wie der Regen die von Bäumen gesäumte Hauptstraße leer räumt. Als wir nach Kazanlak zurückkommen, hat derselbe Sturm die Straßen dort überflutet.

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