Der Weg führt durch ein Ödland, das bis zum Sägewerk am Rande der eigentlichen Stadt reicht. Pferde weiden hier und Menschen haben Pfade durch dieses offene Land getreten. Kinder spielen mit einem schlappen Ball, entweder barfuß oder in Sportschuhen ohne Schuhbänder. Beim Vorbeikommen werden wir angelacht und Fragen werden gestellt, die wir nicht verstehen. Ohne zu sprechen spazieren wir weiter, es gibt keine gemeinsame Sprache, nur etwas Kommunikation in Form von Gesten. Einige Minuten später geht ein Regenguss nieder und wir finden unter einem etwas vorstehenden Garagendach Zuflucht.

Zirka einen Kilometer weiter den Abhang hinunter steht ein halbfertiges Gebäude, das interessant und verlassen aussieht. Ich mache mir eine mentale Notiz, es irgendwann anzuschauen. Der Regen lässt so weit nach, dass wir zum Restaurant weitergehen können.

Außer einem Paar ist niemand dort, es ist Montag, ein langsamer Geschäftstag nach dem Wochenende. Wir treffen M.s Sohn, der unsere Bestellungen aufnimmt. Der Schwiegersohn bestellt ein „Zigeuner-Steak“, was allgemeines Gelächter auslöst. Er erzählt, dass seine Frau Lyrik schreibt. Es hat aufgehört zu regnen, die Luft ist klar und die Sonne geht unter. Das Restaurant liegt in der Nähe eines Parks mit einem funkelnagelneuen Wellnesshotel und einem alten vernachlässigten Freiluftkino.

Es wurde geschlossen, sagt man uns, als „die Demokratie kam“. Da mein Essen noch nicht fertig ist, entschließe ich mich das Licht auszunutzen, um das Kino zu filmen.

Während ich den Hügel zum Park hinaufgehe, denke ich über die Geschichte der Roma in dieser Gegend nach. Es gibt kaum einen Unterschied zu anderen Orten, es ist eine Geschichte der Diskriminierung, des Ausschlusses und vor allem der Armut. Die Roma sind die sichtbarste Minderheit in Bulgarien und zugleich eine Gruppe, die sich wie Schilf im Wind biegt, sich strategisch an Situationen anpasst, wo immer sie kann. Sie macht mindestens 5% der Bevölkerung aus (Schätzungen variieren: bei denen, die sich bei offiziellen Zählungen als „ethnische Roma“ deklarieren, werden all jene nicht mitgezählt, die ihre Wurzeln verbergen wollen.)