Alle lokalen Roma-Organisationen, einschließlich Fußballklubs und kultureller Vereine, wurden verboten; der prominenteste Roma-Führer, auch Abgeordneter der Nationalversammlung, wurde in ein Konzentrationslager gebracht. In der Tat sind Roma-Fußballklubs ein interessantes Beispiel. Nach ihrer Gründung wurde ihnen die Verwendung von Roma-Namen untersagt. Daraufhin wählten sie stattdessen Namen von Helden des bulgarischen Unabhängigkeitskampfes. Auch das wurde verboten, weil ja die Organisatoren Roma waren. Schlussendlich wurde eine Regelung verabschiedet, die verlangte, dass jede Mannschaft mindestens fünf Nicht-Roma-Mitglieder haben musste. Die Mannschaften wurden „freiwillig“ aufgegeben…
Zu dieser Zeit wurde Druck auf die Türk/innen ausgeübt, das Land zu verlassen (Richtung Türkei). Über 200 000 taten es, einschließlich 5000 muslimischen Roma. Dann gerieten die bulgarischen Roma unter zunehmenden Assimilationsdruck. „Im wesentlichen entsprach die Zigeunerpolitik im ‚realen Sozialismus’ einem Muster, das in seinen Grundzügen bereits im Spätabsolutismus entstanden war. Schon die habsburgerische Politik unter Maria Theresia und Josef II. hatte für Österreich-Ungarn die vollständige Assimilation der Zigeuner durchsetzen wollen. Schon sie hatte als Mittel die Zwangsumsiedelung, die Beschulung, den Kinderraub, die Unterdrückung der zigeunerischen Kultur und die Einpassung der Zigeuner in solche Produktionsformen vorgesehen, die eine dauerhafte Sesshaftigkeit voraussetzten.“ (Zimmermann)
Der Druck zur Assimilation nahm in der kommunistischen Ära auch andere Formen an. Ab 1957 zum Beispiel wurde die Roma-Zeitung nur mehr auf Bulgarisch veröffentlicht. Zur selben Zeit wurde damit begonnen mentale und physische Parameter festzulegen, die die Roma von der türkischen Bevölkerung unterscheiden sollten, um jegliche Identifikation mit ihnen einzuschränken. (Eine nicht unbedeutende Zahl von Roma und Pomak/innen, einigen Quellen nach 130 000, hatten sich als Türk/innen registrieren lassen.) Eine der Methoden war, die Wohnorte der Roma vom Rest der Bevölkerung zu trennen, aber zur selben Zeit darauf zu bestehen, dass Roma ihre muslimischen und arabischen Namen aufgeben und ihre Kinder in gemischte Schulen schicken. |
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Auch andere Wohneinschränkungen wurden eingeführt, um Roma daran zu hindern, in vorwiegend türkisch bewohnte Gegenden zu ziehen. Gleichzeitig wurde Türkisch als Unterrichtssprache stufenweise eingestellt, was besonders die Roma in muslimischen Gebieten betraf. Romanes war auf Grund der Standardisierungsprobleme der Orthografie in Bulgarien nie Unterrichtssprache gewesen.
In den 60er-Jahren, gab es eine neue Bildungspolitik der Regierung: unter anderem wurden Roma-Kinder in Internatsschulen gesteckt (ab 1967 bis zu 10 000), dann folgte die Gründung verschiedener spezieller Schulen, die im Wesentlichen zu gesonderten Roma-Schulen wurden. In der letzten Periode der kommunistischen Regierung waren die muslimischen Roma die ersten, die die Politik der Namensänderung zu spüren bekamen. Es gibt keine Berichte von ernstzunehmendem solidarischem Widerstand anderer Minderheitengruppen, doch als zu einem späteren Zeitpunkt dieselbe Politik auch auf diese angewendet wurde (als Folge der „erfolgreichen“ Durchführung), war das Gegenteil der Fall. Obwohl dieses Gesetz 1989 rückgängig gemacht wurde, man kann also seinen Namen zurückbekommen, gibt es immer noch eine Kontroverse im Hinblick auf die Stellung der Minderheiten in der post-kommunistischen bulgarischen Gesellschaft. Der Mythos einer einheitlichen Gesellschaft scheint immer noch vorzuherrschen und die bulgarische Verfassung beinhaltet keine spezielle Regelung für Minderheiten. Tatsächlich kommt nicht ein Mal das Wort darin vor und sie verbietet sogar die Gründung politischer Parteien auf der Basis von u.a. Ethnizität. Artikel 11(4) legt fest, dass „es weder Parteien auf ethnischer, rassischer oder religiöser Grundlage geben darf, noch Parteien, die darauf ausgerichtet sind, die Staatsmacht durch gewalttätige Usurpation zu erlangen“. Es ist eine „Kraut und Rüben"-Kategorie: ethnisch-politische Aspiration wird mit Revolution gleichgesetzt, wenn auch nur durch Andeutung.
In der Vergangenheit war es für Roma schwer eine politische Partei zu gründen, obwohl es die türkische Minderheit schaffte dem konstitutionellen Verbot aus dem Weg zu gehen. Sie nannte ihre „Partei“ (die DPS) eine Bewegung (Bewegung für Rechte und Freiheiten) und besetzte einige ihrer Ämter mit nicht-türkischem Personal. |