Unternehmen entwickeln sich, überwinden laufend Grenzen: geografische und auch inhaltliche. Nur so können sie erfolgreich bestehen. Dabei sind sie mit einer klassischen Dialektik konfrontiert: im Neuen das Bekannte zu erkennen ist ebenso notwendig wie das Besondere im Vertrauten zu suchen. In Zeiten der Beschleunigung gilt es das richtige Tempo und immer wieder auch das notwendige Innehalten zu definieren. Schlussendlich handelt es sich nicht nur um gewaltige Veränderungen für den EVN Konzern, sondern auch für unsere Stakeholder: Eigentümer, Kunden, Management, MitarbeiterInnen und Öffentlichkeit.
Vor diesem Hintergrund wird das Unternehmen EVN seit 1995 in vielfältigster Weise von zeitgenössischer Kunst begleitet. Das bedeutet nicht nur die tatsächliche Auseinandersetzung mit Werken der evn sammlung in den Kommunikationszonen der Firmengebäude, sondern auch eine intellektuelle Vertiefung mit Themen, die über den unmittelbaren Unternehmenszusammenhang hinausgehen. Innovationsbereitschaft, Qualitätsanspruch und der Entschluss, sich neuen Aufgaben und Fragen zu stellen, sind Gemeinsamkeiten von zeitgenössischer Kunst und Leitbild der EVN AG. Dieses Grundverständnis spiegelt sich auch im Projekt zur Erstellung der DVD Logbuch 2006/2007: Eine bulgarische Reise wider.
Ende 2005 wurde mit der Beteiligung an zwei regionalen bulgarischen Stromversorgern in Südostbulgarien ein historischer Schritt in eine neue Unternehmenszukunft getan. Diese Beteiligung sollte auch aus anderen, nicht-ökonomischen Perspektiven betrachtet werden. Lisl Ponger und Tim Sharp wurden auf Vorschlag von Kuratorin Brigitte Huck (EVN Kunstrat) damit beauftragt, aus künstlerischer Sicht ein Land im Umbruch zu dokumentieren. Die Recherche vor Ort erfolgte in zwei Etappen (Sommer 2006, Frühjahr 2007), in deren zeitlicher Mitte der EU-Beitritt Bulgariens eine historische Zäsur in der Geschichte des Landes bildet. Wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, die vor allem das Versorgungsgebiet von EVN Bulgaria betreffen, sollte ein kulturelles Bild beigestellt werden.
Vonseiten des Unternehmens gab es keine thematischen oder inhaltlichen Vorgaben, der künstlerische Zugang zu Bulgarien sollte frei und unabhängig bleiben. |
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Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung ist beeindruckend vielgestaltig. Die gleichrangige Verwendung von Text, (bewegtem) Bild und Ton macht Logbuch 2006/2007: Eine bulgarische Reise zu einem multimedial erlebbaren Abenteuer. Die beiden Künstler/innen bieten viele inhaltliche Möglichkeiten an, das Land zu erfahren, unter anderem werden historische Bezüge aufgezeigt, aber auch aktuelle Probleme thematisiert. Die Erfahrungen von Lisl Ponger und Tim Sharp zeichnen zwar kein gänzlich anderes Bild von der Region als im und durch den Unternehmensalltag wahrnehmbar. Manche der Motive sind vertraut, doch neue Zusammenhänge eröffnen auch andere Sichtweisen bzw. rücken bisher nur peripher Registriertes oder für selbstverständlich Erachtetes in das Zentrum der Wahrnehmung.
Ein Fokus der evn sammlung liegt in der Öffnung neuer Räume, mit dem Projekt Logbuch 2006/2007: Eine bulgarische Reise ist dieser Grundsatz über topografische Grenzen hinaus verwirklicht worden. Die Verantwortung eines Unternehmens zeigt sich nicht nur im sorgfältigen Umgang mit Kapital und Gewinn, sondern auch in der Bereitschaft zum Dialog mit der es umgebenden Gesellschaft. Logbuch 2006/2007: Eine bulgarische Reise bildet in einer Zeit der raschen Veränderungen ein Archiv und eine künstlerische Darstellung der Umgebung, in der wir arbeiten. In diesem Sinne kann man das Projekt – auch in Zusammenhang mit der evn sammlung – als Basis einer kulturellen Verantwortung der EVN Gruppe betrachten
An dieser Stelle möchten wir vor allem Lisl Ponger und Tim Sharp danken, die mit behutsamer Vorgangsweise Momente bulgarischer Identität sichtbar machen. Weiterer Dank gilt dem EVN-Kunstrat, Brigitte Huck, Georg Kargl, Paul Katzberger, Wolfgang Kos und Hans Ulrich Obrist. Seit 1995 ist zeitgenössische Kunst mit dem Unternehmen durch den Einsatz dieses Teams verbunden. Gegensätze und Gemeinsamkeiten von Kunst und Wirtschaft werden in einem ständigen Prozess freigelegt und ausgetauscht und bilden so eine Investition in die Zukunft.
Burkhard Hofer, Sprecher des Vorstandes der EVN AG
Stefan Szyszkowitz für das Team der EVN Bulgaria |