AND NOW TO BEGIN AS IF TO BEGIN
Simon Dybbroe Møller
4 C-Prints, Rahmen, Holz, Metal, Glas, Draht
42.4 × 52.5 × 8.5 cm
2010
Ankauf 2010
Inv. Nr. 0205abcd
Simon Dybbroe Møller arbeitet sehr oft mit scheinbar zufällig gefundenen Objekten, die er in unterschiedliche Zusammenhänge einbaut. Dadurch können Installationen entstehen, weitere Objekte, aber auch – im klassischen Sinne der Konzeptkunst – offene Denkräume.
Für die Serie And Now To Begin As If To Begin (2010) hat der Künstler verschiedenste Gebrauchsgegenstände genutzt, die er in diversen Phasen ihrer Verwendung fotografiert hat. Die unterschiedlich großen und unterschiedlich gerahmten übereinandergelegten Fotos werden durch einen dünnen Metalldraht zusammengehalten. Nur am oberen Foto kann man den Gegenstand einigermaßen vollständig erkennen. Zu dieser Methode angeregt hat den Künstler eine Beobachtung auf einem mexikanischen Landfriedhof im März 2010. Auf einigen Gräbern sah er Kreuze unterschiedlicher Art, die mit Metalldraht aneinandergebunden waren. Allein das vorderste Kreuz war ausreichend am Grab oder im Boden verankert.
Der Zweck der ausgewählten Objekte ist nicht von Bedeutung, allein ihr englischer Name soll sich auf „begin“ reimen. Jedes Werk dieser Serie beschreibt einen Gegenstand: z. B. eine Dose (tin), einen Mülleimer (rubbish bin), eine Mandoline (mandolin). Für die Arbeit in der evn sammlung hat Møller Büsten von männlichen Schaufensterpuppen (mannequin) verwendet. Vier Fotografien zeigen diese, ohne sie vollständig dem Blick freizugeben. Das letzte – oder erste – Bild enttarnt zwar den Gegenstand, ausgerechnet hier fehlt aber der Kopf. Im Grunde ist das Objekt zwar vorhanden, aber nie komplett zu erfassen. Man kann eine komplexe Anordnung erkennen, technisch eine Assemblage, aber auch ein Gefüge im philosophischen Sinn, wie es Deleuze/Guattari beschreiben, bestehend aus einem Inhalts- und Ausdruckssegment auf einer Achse und lokalisierbaren und delokalisierbaren („territorialen“ und „reterritorialisierten“) Teilen auf der anderen: „Einerseits ist es ein Maschinengefüge von Körpern, Aktionen und Passionen, eine Mischung von Körpern, die aufeinander reagieren; andererseits ein kollektives Äußerungsgefüge, ein Gefüge von Handlungen und Aussagen, von körperlosen Transformationen, die zu den Körpern hinzukommen.“1
Heike Maier-Rieper, 2011
1) Gilles Deleuze/Félix Guattari, Tausend Plateaus. Kapitalismus und Schizophrenie, Merve, Berlin 1992, S. 124. Weiterlesen
Publikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 116 f