Species of Spaces
Jakob Kolding
Vitrinenarbeit, Mixed Media
200 × 100 × 100 cm
2011
Ankauf 2011
Inv. Nr. 0222
Jakob Kolding präsentiert einen geschwärzten Modellraum, der sich hinter einer Vitrine verbirgt. Darin findet sich eine modernistische Platzgestaltung, verkleinert zu einer minimalistischen Dunkelkammer. Der Raum erinnert an die Dioramen des 19. Jahrhunderts. Doch es gehe nicht um Illusion: „Diese Welt gibt nicht vor, echt zu sein“, so Kolding („This world doesn’t pretend to be real“). Der dänische Künstler montiert Papiermotive auf flache, schwarz lackierte Plinthen. Es sind Silhouetten aus Pappe, die auf der Vorderseite Fotos von Gesichtern, Schriften und Architekturfragmenten zeigen. Der große Glaskubus schützt die sensiblen Requisiten, die zugleich die einzigen Darsteller dieser selbstbezüglichen Bühne sind. Als Bildnisse betrachten die Elemente uns, als Schattenrisse korrespondieren sie mit anderen. Während im Theater die sogenannte vierte Wand des Kastenraums geöffnet wird, kommen hier Durchsichtigkeiten und Querverbindungen ins Spiel. Das Wenige und seine Nachbarschaften werden dabei bedeutungsvoll wie in einem Beckett-Stück. Es genügen ein Hut und ein Baum, sagt Kolding, um Leben, Tod und Existenz abzuarbeiten. Kolding sieht seinen Modellraum als eine Welt für sich, die dennoch lesbare Referenzen aufweist. Hinter einem architektonischen Gitter ist der argentinische Schriftsteller Julio Cortázar zu erkennen. Seine Geschichte vom Tiger dient Kolding unter anderem als Inspiration. Das Tier befindet sich im Klavierzimmer einer Ferienwohnung und ist dennoch weder fremd noch beängstigend. Am Ende wird es für die Protagonisten zum Vehikel wechselseitiger Aggression, für Kolding ein „destabilisierendes Element und Symbol für die Ambiguität“ („destabilizing element and a symbol for ambiguity“).
Thomas D. Trummer, 2015
WeiterlesenAusstellungen
Béton, Kunsthalle Wien, Wien, 2016
Publikationen
#Beton, Booklet, Kunsthalle Wien, 25/6 – 16/10 2016, Wien 2016, S. 20
evn sammlung 95–05, Köln 2005, S. 226–229