Ohne Titel (Ball)
Marzena Nowak
Öl auf Stahl
ø ca. 80 cm
2011
Ankauf 2012
Inv. Nr. 0228
Bälle sind rund und luftgefüllt. Sie können einfarbig oder bunt und verschieden groß sein. Psychologisch werden sie immer als Bälle erkannt werden, sie gehören zu den klassischen Spielzeugen. Auch die Skulptur von Marzena Nowak erfüllt diese Erwartungen. Der „Ball“ ist in blaue und weiße Segmente unterteilt, wirkt luftig und schaut nach Sommer aus. Vielleicht ist er ein wenig groß geraten, aber gerade diese Überdimensionierung ist reizvoll. Er weckt Erinnerungen: Ein kleineres Exemplar, aber in farblich ähnlicher Anmutung, verwendete Peter Weibel 1966/67 im Expanded Cinema. Vom Werbefernsehen der 1970er geprägt, verbindet man mit dem Anblick des Balles auch Sonne, Freizeit, Ferien. Marzena Nowak beschäftigt sich in ihren Arbeiten ebenfalls mit Erinnerungen. Die 1977 in Polen geborene Künstlerin gehört zu der Generation, die das kommunistische Erbe noch selbst erlebt hat – wenn auch distanziert. „Die Visualisierung von Emotionen und jene der Zeit gehen in einigen Arbeiten Hand in Hand“, schreibt Rainer Fuchs 2011 über abstrakt-geometrische Gemälde der Künstlerin. Die Skulptur in der evn sammlung ist im selben Jahr entstanden und ähnlich erfassbar. Die Verarbeitung und Transformation von Erlebtem, die sich in bestimmten Objekten oder Gesten zeigt, ist ein zentrales Motiv. Auch eine gewisse Ambivalenz in der Materialität spielt eine Rolle. Der naturalistisch wirkende Ball ist nur oberflächlich das Abbild eines Spielgerätes. Die Skulptur ist aus Stahl und die Farbe mit breiten Pinselstrichen aufgetragen. Auch Springschnüre, Hula-Hoop-Reifen, Tennisbälle und andere Objekte, mit denen sich Erinnerungen verbinden, spielen durch ihre materielle Umsetzung mit der widersprüchlichen Sinneswahrnehmung. Ein leichtes Objekt wird in der Umsetzung zu einem monumentalen Körper, der die Umgebung bestimmt. Die Skulptur hat eine starke physische Präsenz und aus dem anmutigen Spielzeug wird ein zentraler Punkt im Raum. So als wollte Marzena Nowak uns mitteilen, dass Vergangenheit weiterhin erfahrbar ist und sich ihre Anwesenheit nicht verdrängen lässt.
Heike Maier-Rieper, 2015
WeiterlesenAusstellungen
small medium large. Skulpturen und Objekte aus der evn sammlung, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2022
Now, At The Latest. Videos und andere Sehenswürdigkeiten aus der evn sammlung, Kunsthalle Krems, Krems, 2015
Publikationen
evn collection. 95–2015 Jubilee, Wien 2015, S. 288 ff
Now, At the Latest, Maria Enzersdorf 2015, S. 34 ff, 43 f
Lower Austria Contemporary 2013, St. Pölten 2013, S. 33
Marzena Nowak, Centre of Contemporary Art Znaki Czasu, 10.6. – 4.9.2011, Torun 2011, S. 24, 52 i. a.