Orange Space (Cambridge I), 2004
Attila Csörgő
SW-Fotografie, spiralig geschnitten, in Rahmen und als sphärisches Objekt auf Metallstab
Fotografie: 50 × 130 cm (gerahmt), Sphärisches Objekt: ø 20 cm
2004
Ankauf 2012
Inv. Nr. 0229 ab
In der evn sammlung befinden sich zwei Objekte des in Warschau lebenden ungarischen Künstlers. Eines zeigt eine drehbare Tonne, die mit Altöl gefüllt ist. Durch die Rotation verändert sich die Oberfläche des Öls (The Maelström Project, 1995). Die zähe Flüssigkeit schmiegt sich an die Wand, bildet eine halbe Ellipse. Von oben besehen wird sie zu einem Parabolspiegel mit verzerrender Bildwirkung. Csörgő ist ein mathematisch denkender Künstler. Ähnlich wie Ernő Rubik, ein ebenfalls aus Budapest stammender Architekt, befasst er sich mit besonderen Visualisierungen. Es geht um Raum, Stereometrie und die Bruchstellen zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Während eines Aufenthalts als Stipendiat in Cambridge, England, arbeitet Csörgő an einer Kamera, die es ihm ermöglicht, nicht nur ein flaches Bild der Welt, sondern ein räumliches zu zeichnen. Eine Kamera, die den ganzen Umgebungsraum registriert, entspricht der menschlichen Wahrnehmung mehr als ein rechtwinkeliger Ausschnitt. Ausgangspunkt der Überlegung ist die Oberfläche einer Orange. Die Oberfläche eines sphärischen Körpers kann mathematisch bekanntlich nur über den irrationalen Annäherungswert ermittelt werden. Praktisch und geometrisch lässt er sich nur ermessen, indem die Oberfläche geschält wird. In die Fläche übertragen ergibt sie eine Spiralform oder eine Schlinge mit zwei Volutenenden. Die Enden geben die Pole des Körpers (der Orange) an. Über eine doppelte Drehbewegung ist Csörgős Kamera in der Lage, ein solch komplexes Bild aufzuzeichnen. Zu sehen ist ein Wald in flüchtiger Silhouette, in Anspielung auf die Kunst der Zeichnung und die Naturliebe englischer Landschaftsmalerei.
Thomas D. Trummer, 2015
WeiterlesenPublikationen
evn collection. 95–2015 Jubilee, Wien 2015, S. 94–97