Marlene Dumas ist in Kapstadt geboren. Der bilderfeindliche südliche Zipfel des afrikanischen Kontinents ist offenbar der Speicher für ihre Bildideen. In den vielen in Aquarelltechnik gemalten Porträts verschwindet die eindeutige Zuordnung zu Weiß und Schwarz. Scheinbar im Unterbewusstsein stellt Dumas ihre „Models“ als Abbild der apartheidfreien Welt dar. Das Werk Two Cousins ist auf bloß zwei Blätter reduziert. Die unterschiedliche farbliche Erfassung der beiden Dargestellten – es sind der Ehemann und der Galerist der Künstlerin – erzeugt jenes Spannungsfeld, in dem der Blick des Betrachters hin- und herwandert: vom Mittelpunkt, dem Gesichtsdreieck, zu den Rändern. Diese Ränder sind außerordentlich feinfühlig gesetzte Abgrenzungen zum Hintergrund, der das unbehandelte Papier ist. Dadurch treten die Gesichter stark nach vorne, ohne Übergänge oder Farbverläufe, um die Signifikanz der Köpfe nicht zu stören. Keine Regung ist den Antlitzen der beiden zu entnehmen, fast phlegmatisch stellen sie sich dar. Die Farben setzt Marlene Dumas meist sparsam ein, umso intensiver ist das Erlebnis dieser Bilder, die dem Blau des Jan das Rosa Pauls gegenüberstellen und damit große Spannung erzeugen.

Die beiden Porträts machen die Perfektion und große Meisterschaft deutlich, mit der Dumas an die Blätter herangeht. In unzähligen Arbeiten hat sie die Reaktionen der Farbe in der Aquarelltechnik ausgetestet. Es ist bemerkenswert, dass nur zwei Stücke schon eine Serie suggerieren können, und dennoch genügt diese Anzahl, um so viel zu veranschaulichen.

Georg Kargl, 2005 (translation: Tim Sharp)