Yet, The Alternatives on Offer
Philipp Timischl
Digitaldruck auf Vinyl
350 × 300 cm
2014
Ankauf 2014
Inv. Nr. 0273
Die Serie Yet, The Alternatives on Offer vereint verschiedene Formen der Betrachtung. Philipp Timischl hat diese Art der Installation erstmals 2014 in der Galerie Emanuel Layr präsentiert. Sie umfasst fünf Arbeiten auf Leinwand, die jeweils über einem frei stehenden Flachbildfernseher positioniert sind, sodass immer ein Bild und ein Bildschirm („screen on screen“) kombiniert werden. Die Videoskulptur in der evn sammlung ist auf einem Vinyldruck aufgestellt, der einen Holzbalken vortäuscht und den Blick auf Paris aus der Vogelperspektive freigibt.
Hans Ulrich Obrist und Simon Castets interviewten Philipp Timischl im Jahr 2015 als Teil eines langfristigen internationalen und plattformübergreifenden Projekts mit dem Namen 89plus. Es beschäftigt sich in Konferenzen, Büchern, Zeitschriften, Aufenthaltsstipendien für Künstlerinnen und Künstler und Ausstellungen mit der Generation der Wegbereiter, die 1989 oder danach geboren wurden. Der folgende Auszug aus dem Interview greift einige der Themen auf, mit denen sich Timischl in seiner Arbeit auseinandersetzt:
In Ihren jüngsten Arbeiten haben Sie viel mit Videostandbildern als skulpturalen Objekten gearbeitet, und zu diesem Projekt werden auch große Planen mit Videostandbildern gehören. Wie sehen Sie die Materialität von Video? Was motiviert Sie, diese zeitbasierten digitalen Arbeiten in eine statische materielle Form zu überführen?
Ja, die Planen in dieser Ausstellung werden Videostandbilder eines Projekts zeigen, das ich kürzlich gefilmt habe. Ich habe versucht, eine Art Making-of eines Pornofilms zu drehen. Ich vergnüge mich mit diesem Typen, den ich mag, während eine dritte Person das filmt und eine vierte Person das Material schneiden wird. Ich weiß noch nicht, was ich damit machen soll oder wie man es in der „richtigen“ Weise präsentiert. Ich will nicht, dass es schockierend ist oder dass es um Porno geht. Es ist zweifellos freizügiger und weniger vage als das, was ich bisher gemacht habe. Nur die Standbilder zu zeigen, erlaubt mir, etwas anzudeuten, was ich vielleicht in der Zukunft vollenden könnte. Es geht mir nicht um eine Erweiterung der Möglichkeiten von Video oder technischen Produkten. Ich benutze Konsumartikel. Ich bestelle Bildschirme und verwende die Sachen, mit denen sie geliefert werden. Ich kaufe die Dinge, die ich für meine Kunst brauche, in einem ganz gewöhnlichen Künstlerbedarfsgeschäft. Ich mag diese Einschränkungen. Mein Freund nannte mich neulich Analphabet, weil ich keine Ahnung von Programmiersprachen habe. Er hat recht, denke ich. Das ist die Zukunft und sie scheint grenzenlos zu sein. Aber ich kann darin nicht arbeiten.
Sie haben Vinyldrucke von Fotos gemacht, die an den Wänden und am Boden angebracht sind. Auf den ersten Blick scheinen sie Erweiterungen des eigentlichen architektonischen Raums zu sein, aber tatsächlich sind es Fotos von Ihren vorherigen Ausstellungen und einige Stadtansichten. Können Sie uns etwas über die Bedeutung dieser optischen Täuschungen und Abbildungen sagen?
Diese anamorphotischen Planen, die ich für die Ausstellung gemacht habe, funktionieren nur aus einem bestimmten Blickwinkel im Raum und erreichen ihren vollen Effekt, wenn man sie auf einem Bildschirm, etwa dem eines Smartphones, betrachtet. Ich mochte die Idee, das Publikum dazu zu zwingen, die Ausstellung aus einem bestimmten Blickwinkel anzuschauen und auch die Skulpturen aus einer Perspektive zu sehen, die ich festgelegt habe. Viele Menschen stehen einfach vor meinen Skulpturen, als wären es Gemälde, aber manchmal ist es wichtig, herumzulaufen und zu erkennen, dass es auch auf der Rückseite Elemente gibt. Andererseits fand ich es auch lustig, an einer Ausstellung zu arbeiten und dabei zuerst an die Dokumentationsfotografien zu denken, an die man üblicherweise zuletzt denkt. Um diese anamorphotischen Illusionen zu erzeugen, muss man sich entscheiden, aus welchem Blickwinkel man später die Dokumentationsfotografien machen will, und dann die Durchgänge entsprechend gestalten. Einmal hat dies nicht funktioniert, weil mir nicht klar war, dass dort, wo der Fotograf stehen sollte, eine Wand war.
Hans Ulrich Obrist, 2015
WeiterlesenPublikationen
evn collection. 95–2015 Jubilee, Wien 2015, S. 341–345