Plakatabriss (V)
Josef Bauer
bemaltes Objekt, Papier, Polyester und Lack
20 × 130 × 70 cm
1976–1985
Ankauf 2014
Inv. Nr. 0278
Josef Bauer ist ein in Linz tätiger Künstler, dessen Werk erst in den letzten Jahren breite Beachtung findet. Eine erste monografische Ausstellung ermöglicht ihm der steirische herbst in den 1960ern in Graz. Bauer präsentiert dort Schrift-Bilder und Fotografien in Schwarz-Weiß. Die Fotos zeigen ihn mit Buchstaben promenierend, die auf übermannshohe Stäbe aufgesetzt sind. Die Beschäftigung mit der Serie, mit dem Verhältnis von Name, Ding und Zeichen durchzieht sein über mehrere Jahrzehnte entwickeltes Werk. Die Faltung ist das Thema einer anderen, mehr plastisch denkenden Reihe. Bauer bearbeitet Plakatabrisse, die von ihm bemalt werden. Ecken falten sich oder biegen sich zurück. Einzelne Partien überdecken einander, andere schaffen Tunnel- oder versteckte Zwischenräume. Bauer überzieht Pappe mit Polyester, verfestigt damit eine momentane Form und lässt sie erstarren. Was momentan ist, wird dauerhaft. Und dennoch erscheinen uns die gebogenen Formen, als würden sie langsam in ihre Ausgangsposition zurückkehren. Ihre Materialspannung bleibt nach der Konservierung sichtbar. Flach und ausgebreitet wären sie nichts anderes als Grund, Unterlage, Träger. Gebogen aber werden sie selbstständig und spannungsintensiv. Sie sind Skulptur geworden, obwohl sie Malerei und zuallererst nur Fundstück waren.
Thomas D. Trummer, 2015
WeiterlesenAusstellungen
Days of Future Just Past. Curated by Brigitte Huck & Martin Guttmann, Galerie Charim, Wien, 2015
Publikationen
evn collection. 95–2015 Jubilee, Wien 2015, S. 61–65