Billiard Balls
Nicolás Lamas
Set von 16 Billardkugeln, vom Künstler verformt, Phenolharz
25 × 25 cm (Box)
2014
Ankauf 2014
Inv. Nr. 0281a-p
Eigentlich sind Billardkugeln feinstens poliert, sauber geglättet, haben den gleichen Umfang und das gleiche Gewicht. Sieben der 16 Kugeln sind zur Gänze farbig, sieben zum Teil, eine, die Spielkugel, ist weiß, eine ist schwarz. Alle bis auf die Spielkugel tragen Nummern. In der Version des peruanischen Künstlers Nicolás Lamas sind die Kugeln zu Klumpen deformiert. Er schleift ihre Oberflächen, sodass sich ulkige „Gesteinsformen“ bilden, die wie die Bruchstücke einer Plastikhalde aussehen. Sie sind scharfkantig, unförmig, rau. Er sei zeitlebens an Geometrie interessiert gewesen, an der Vermessung der Natur und den Instrumenten, die eine solche zu leisten imstande wären, so Lamas. Geometrie sei eine Art des Alphabets, eine Ordnung, eine Methode, Konstanten zu prägen. Dies gelte auch für die Ästhetik. Dennoch wird das Geometrische in der Ästhetik allenthalben zur Doktrin. Lamas, der in Brüssel lebt, widersetzt sich der eigenen Neigung zur Norm. Er erkundet indes Raumverhältnisse, Spannungen, Leere. What does a fish know about the water in which he swims all his life? nannte sich eine Ausstellung, in der er Billardkugeln in Galerieräumen verteilte. Jede Kugel war jedoch mit einer Sandstrahlmaschine bearbeitet. Aus der perfekten sphärischen Form wurde ein kantiger Klumpen. Die Individualität des einzelnen Dings steigert sich durch die Entwertung seiner Funktion. Andere Farben kommen im Inneren zum Vorschein, die polierte Eleganz der ursprünglichen Gestalt ist nur mehr zu vermuten. Auch der Zusammenhang der Kugeln – ihre Färbung ordnet sie ja einem Spieler zu – geht großteils verloren. Lamas betont, dass ihn das freigelegte Innere an Steine, Felsen oder Minerale erinnere, die, geschliffen, verschiedene Sedimente und Schichten preisgeben. „Als ich an dem Projekt arbeitete, dachte ich auch an die Bewegung der Kugeln während des Spiels, die implizite Geometrie jedes Stoßes und die Notwendigkeit, eine Strategie zu entwickeln, die die Bahn der Kugel vorhersagt. Ausgehend von dieser Idee wollte ich eine verzerrte Konstellation der Kugeln im dreidimensionalen Galerieraum zeigen und durch die Form die Unmöglichkeit andeuten, irgendeine Voraussage über eine lineare Bewegung zu machen.“
Thomas D. Trummer, 2015
WeiterlesenAusstellungen
small medium large. Skulpturen und Objekte aus der evn sammlung, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2022
Publikationen
evn collection. 95–2015 Jubilee, Wien 2015, S. 233–235