Dictio pii (e)
Markus Schinwald
Duratrans auf Spiegel
Edition 4/5
5-teilig, je 30 × 62 cm (gerahmt)
2001
Ankauf 2002
Inv. Nr. 0117e
„We are utopian craftsmen …“ Sätze wie dieser fallen in Markus Schinwalds Film. Eigentlich sind es ja fünf Filme, die parallel ablaufen. Er zeigt uns verschiedene abgewetzte Räume im Design der Sechziger: Es sind Hotelzimmer, und das Resopal ist allgegenwärtig. In den transitiven Unorten, die überall und nirgends sein könnten, agieren Schauspieler nach einem Skript, das keine Handlung, sondern ein Repertoire von Gesten vorschreibt, rätselhafte Gesten, die ins Leere gehen. Die Filme sind synchron geschnitten, und an bestimmten Stellen gleitet man von einer Ebene in die nächste. Etwa wenn ein Akteur den Finger auf einen Spiegel legt. Der Loop in die Tiefe der Zeit steht für den inneren Monolog der Schauspieler, den Schinwald mit Science-Fiction-Sounds unterlegt. Die Darsteller tragen seltsame Chromgestelle, eines zieht die Mundwinkel hoch und friert ein Lächeln zur clownesken Maske, ein anderes fixiert Zeige- und Mittelfinger in Schwurstellung, eine Referenz an die Ikonografie des Göttlichen. Schinwalds Text wird von einer tiefen Männerstimme gesprochen, die am Ende zu einer hellen Frauenstimme gemorpht wird. Unheimlich und beklemmend ist auch die Fotoserie der Filmstills, für die Schinwald seine Bilder hinter einer dicken Acrylschicht hermetisch versiegelt. Sie steht für die Mattscheibe des Fernsehmonitors und die Schnittstelle zwischen realem und medialem Bild.
Brigitte Huck, 2005
WeiterlesenPublikationen
evn sammlung 95–05, Köln 2005, S. 285
evn sammlung. Ankäufe 2000–2002, Maria Enzersdorf 2002, S. 41