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Christine & Irene Hohenbüchler
Bleistift und Buntstift auf Papier
161 × 91 cm (gerahmt)
1995
Ankauf 1996
Inv. Nr. 0005
Mit ihrer Arbeit versuchen Christine und Irene Hohenbüchler Brücken zwischen dem Allgemeinen und dem Individuellen, der Norm und der Abweichung, der realen und der künstlichen Welt zu schlagen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die persönliche Autorschaft nicht mehr ausschlaggebend ist. Werke, die oft in mehrmonatigen Kollaborationen mit Behinderten oder Strafgefangenen entstanden sind, werden zu Installationen zusammengefügt. Es handelt sich um Gewebe aus Stoffresten, Wolle und Fäden, die netzartig ganze Räume füllen, um mit Kleidern gefüllte Schrankvitrinen, um Buchstabenkreise eigener Texte in selbst gestalteter Typografie, um gewebte Textilien, aber auch um Gemälde und Zeichnungen. Das Verknüpfen verschiedener Werke ist ein Prozess, der in einer unbestimmten Zeit vor sich geht und fortsetzbar ist. Eine Konstante sind große Buntstiftzeichnungen. Die Motive sind meist schematisierte Frauenbilder und Naturzitate. Formal erinnern sie an den dekorativen Impetus des Jugendstils, inhaltlich hat man oft den Eindruck, es handle sich um die Visualisierung von Träumen oder die bildgewordenen Erinnerungen an Literatur- und Textstellen. To the Lighthouse von Virginia Woolf ist so ein Text, in dem es um die Gedanken und Gefühle einer Frau geht. Woolf hat die unterbewussten Wünsche ihrer Heldin in ein bemerkenswertes sprachliches System von bewusst expliziter Symbolik gefasst, die sich in manchen der Hohenbüchler-Zeichnungen erkennen lässt.
Brigitte Huck, 2005
WeiterlesenPublikationen
evn sammlung 95–05, Köln 2005, S. 150–153
evn sammlung. Ankäufe 1995 – 1996, Maria Enzersdorf 1997, S. 21