Ohne Titel
Peter Zimmermann
Epoxid auf Leinwand
145 × 200 cm
2004
Ankauf 2005
Inv. Nr. 0150
Die Kombination von Farbleuchtkraft, Glanz und schwingenden Formen nimmt die Sinne gefangen und wirkt auf den ersten Blick bestechend, ja geradezu gefährlich schön. Es braucht Zeit, bis man dem Bild auf die Schliche kommt. Denn es handelt sich um mehr als eine harmonische Komposition, steckt doch ein komplexes Zusammenspiel von Konzept, Bildfindungsidee und Produktionsmechanismus dahinter. Denn eigentlich ist die Arbeit, die uns hier als quasi klassisches Tafelbild begegnet, ein mehrstufiges Medienkunstwerk.
Als Grundlagen für die Serie von Kunstharzbildern dienen Zimmermann nämlich mehrfach überarbeitete digitale Bilder, Scans eigener Arbeiten oder Bildmaterial aus Fernsehen beziehungsweise Internet. Peter Zimmermann bearbeitet dieses „found footage“ am Computer nach, legt Filter darüber, abstrahiert das visuelle Material, um es in einem aufwändigen Gussverfahren zu Malerei umzuwandeln. Das mit Pigmenten versetzte Kunstharz kann sich dabei – bedingt durch die lange Produktionszeit – verändern. Die Zufälligkeit der Formen ist demnach weniger einem spontanen Gestus als den physikalischen Eigenschaften des Materials zu verdanken.
Die Frage nach dem Umgang mit der medialen Überfülle an Bildmaterial ist ein wesentlicher Aspekt. In Zimmermanns Arbeit, so Jens Schröter, verdichten sich „die Fragen nach der (totalitären?) Expansion der Digitalisierung und den dadurch verursachten Verschiebungen der Bildlichkeit, nach der Logik des Filters und nach der Logik der Selektion aus einem digitalen Archiv zu Chiffren eines medialen Umbruchs“.
Wolfgang Kos, 2005
WeiterlesenAusstellungen
Nach Rokytník. Die Sammlung der EVN, MUMOK, Wien, 2005
Publikationen
Georg Kargl: Fine arts since 1998, BOX since 2005, Köln 2006, S. 71
evn sammlung 95–05, Köln 2005, S. 350 f