Mermaid
Richard Artschwager
Acrylfarbe auf gummiertem Kunsthaar und Hartfaserplatte
66 × 243.8 × 6.4 cm
1998
Ankauf 2006
Inv. Nr. 0155
Seit den 1960er-Jahren überschreiten Richard Artschwagers Arbeiten die Grenzen kunsthistorischer Kategorisierungen, verbinden Minimal Art, Pop-Art und Konzeptkunst, sind gleichzeitig Möbel, Gemälde und Skulpturen. Die Werkserie figürlicher Wandarbeiten aus gummiertem Haar bewegt sich zwischen Gemälde und Objekt, Imagination und Realität. Das Unnahbare der Meerjungfrau zeigt sich in ihrer fließenden Form. Sie erscheint kaum greifbar, ist aber doch als Archetyp in der Vorstellung der Betrachtenden fest verankert.
Im Interview mit Hans Ulrich Obrist 2010 eröffnet sich ein Einblick in Richard Artschwagers Arbeitsweise:
HUO: Was war das erste Museum, das Sie als Kind besuchten?
RA: Das Naturhistorische Museum in Washington, D. C.
HUO: Sie haben in frühen Jahren Naturwissenschaften und Mathematik studiert. Finden sich in Ihrer Arbeit Spuren davon?
RA: In der Ausführung ja; in der Konzeption nicht.
HUO: Sie kamen erst nach einiger Zeit auf die Kunst, nachdem Sie als Kunsttischler gearbeitet und Möbel hergestellt hatten. Was hat Sie auf die Kunst gebracht? Gab es eine Art Offenbarung, an der sich der Beginn Ihrer künstlerischen Laufbahn festmachen lässt?
RA: Möbel – als Metier, etwas für die Kunst zu tun und mich davon zu ernähren.
HUO: Ich habe hier ein Zitat vor mir. Sie haben einmal gesagt: „Eine Skulptur ist zum Berühren da, ein Gemälde für das Auge. Ich wollte Skulpturen für das Auge und Gemälde zum Berühren machen.“
RA: Auf Fortschritt erpicht – auf Originalität.
HUO: Bei vielen Ihrer Bilder sticht einem deren Doppelrolle ins Auge: Es sind Objekte, die gleichzeitig Bilder vermitteln. Könnten Sie ein paar Anmerkungen zum Verhältnis zwischen Objekt und Bild machen?
RA: Bild als dargestelltes Objekt greifbar.
HUO: Sind der Zufall und die Offenheit gegenüber Zufällen für Ihre Arbeitsweise wichtig?
RA: Ja.
HUO: Welche Rolle spielt Zeichnen für Sie? Zeichnen Sie jeden Tag?
RA: So gut wie.
HUO: Wie wichtig ist Schreiben für Ihre Arbeit? Haben die beiden Bereiche etwas miteinander zu tun, oder läuft das getrennt voneinander?
RA: Getrennt.
HUO: Wann existiert etwas?
RA: Wenn man es sehen, riechen, hören kann.
HUO: Woran haben Sie zuletzt gearbeitet?
RA: An einer Landschaft.
HUO: Was raten Sie jungen Künstlern?
RA: Nicht alles wegzuwerfen.
WeiterlesenPublikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 126–129