How to Construct an Orange
Attila Csörgő
Lambda-Print auf Fotopapier
Edition 2/5
90 × 130 cm (gerahmt)
1993–2002
Ankauf 2006
Inv. Nr. 0154
„Kitchen Geometry“, Küchengeometrie, nennt Attila Csörgő das Schälen einer kugelartigen Frucht in einem Stück.1 Die dadurch entstehende Spirale zeigt die Transformation eines Körpers in eine Fläche. Die Verbindung naturwissenschaftlicher Phänomene mit Alltagsobjekten ist eine für den Künstler typische Herangehensweise.2 In mehreren Arbeiten behandelt Csörgő zum Beispiel das Thema regulärer und irregulärer Polyeder. Die dreizehn archimedischen und fünf platonischen Körper setzen sich aus Vielecken zusammen, die an den Ecken in gleicher Weise zusammentreffen. Den Körpern, die klingende Namen wie „abgestumpfter Tetraeder“, „großes Rhombenikosidodekaeder“ oder „Hexaeder“ haben, ist weiters gemeinsam, dass sie alle auf der Oberfläche einer umhüllenden Umkugel liegen. Die Konstruktion dieser Kugelform und ihre Auflösung in Fläche und Raum sind Fragen, die Attila Csörgő beschäftigen.
How to Construct an Orange (Wie man eine Orange konstruiert), so der Titel der Fotografie in der evn sammlung, ist Teil einer Installation, die aus neun papierenen Polyedern und ebenso vielen vertikal ausgerichteten elektrischen Ventilatoren besteht. Die Luft der Ventilatoren lässt die Papierkörper im Raum tanzen. Mit einfachsten technischen Mitteln wird der Eindruck von Schwerelosigkeit erzeugt, und die Körper im Ausstellungsraum werden zu schwebenden Himmelskörpern im Weltall. Ein Ausgangspunkt des Künstlers für diese Arbeit ist die nur scheinbar unmögliche Verbindung von ebener und räumlicher Geometrie. Auf einer zur Installation gehörenden Bleistiftzeichnung wird die komplizierte Entwicklung von Ornament (Spirale) zur Kugelform nachvollzogen. Aus einer spiralförmigen Orangenschale entstehen Gebilde, die sich aus der Fläche in den Raum entwickeln. Die Fotografie zeigt einen der ausgeführten Körper in Großaufnahme. Durch den diffusen Hintergrund eröffnet sich für die Fantasie über den Moment einer Installation ein Blick in einen anderen Kosmos.
Heike Maier-Rieper, 2011
1) Gregor Podnar und Kati Simon (Hg.), Attila Csörgö. Archimedean Point, Ludwig Museum et al., Gurgur Editions, Budapest 2010, S. 88.
2) Diese Herangehensweise lässt sich auch an der Arbeit The Maelström Project (1995) ablesen, die sich ebenfalls in der evn sammlung befindet. Drehendes Motoröl erscheint in immer neuen Spiegelungen.
WeiterlesenPublikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 90–93
Attila Csörgő: Archimedean Point, Ljubljana 2010, S. 72