Ohne Titel
Werner Feiersinger
Stahl, Aluminium und Grundierung
98 × 50 × 80 cm
2004
Ankauf 2007
Inv. Nr. 0159
Werner Feiersinger hat die klare und heiter-hintersinnige Formensprache seiner Skulpturen in einem sorgfältigen Erkundungsprozess über viele Jahre hinweg entwickelt. Es gibt manchmal Bezüge zur klassischen Moderne, die aber von deren dogmatischer Haltung völlig frei sind. Letztlich geht es um das, was da ist und was man sieht. Feiersingers geometrische und doch irgendwie aus dem Lot geratene, aber immer auf das Wesentliche reduzierte Gebilde aus Rohren oder Stangen heißen zwar stets Ohne Titel, laden aber zu (vor-)schnellen Assoziationen mit der konkreten Objektwelt ein: Bettgestell? Zaun? Hydrant? Ofen? Badepritsche? Werkzeugkasten? Doch trotz Anspielungen auf Funktionalität und Alltagswelt bleiben die Skulpturen, die man auch räumliche Vexierbilder nennen könnte, immer abstrakt und auf freundliche Art hermetisch. In einem Katalogbeitrag war einmal von der Feiersinger’schen „Redundanz“1 die Rede. Entscheidend ist, dass die Skulpturen von Werner Feiersinger die Möglichkeiten der Abstraktion austesten und keinerlei realistische Intentionen haben.
Beim Beschreiben von Feiersingers Herangehensweise bieten sich Paradoxien an: karger Postminimalismus mit narrativer Störung, heiterer Purismus, Anonymität mit Atmosphäre, präzise gesetzte Ambivalenzen. Oder: industrielle Fertigung mit handwerklichem Ethos. Denn trotz des Einsatzes von Materialien aus der Massenproduktion arbeitet Feiersinger als „klassischer“ Bildhauer, der alle Phasen der Umsetzung eigenhändig begleitet. Bei den Skulpturen im öffentlichen Raum (zum Beispiel einem „Zaun“ auf einer Tiroler Alm), aber auch bei der Präsentation von Werkgruppen in Galerieräumen wird spürbar, wie sorgfältig und behutsam Feiersinger seine Werke mit dem Umfeld in Beziehung setzt. Sie haben Präsenz, schreien aber nie.
Ein entscheidender Faktor für die opake Wirkung der Gebilde ist die Farbgebung. In der Regel werden die Oberflächen mit standardisierten Industriefarben glanzfrei beschichtet, manchmal werden mit Farben überraschende Pointen gesetzt, zumeist aber dienen sie der Tarnung: Form und Farbe als offenes System – und ein Künstler, der mit unendlich vielen Möglichkeiten zielgenau arbeitet, bis er spürt, dass etwas nur so sein kann und nicht irgendwie.
Wolfgang Kos, 2011
1) Vgl. Rainer Fuchs, „Die Gleichzeitigkeit des (Un-)Gleichen“, in: Werner Feiersinger: Skulpturen #2, Revolver Verlag, Frankfurt am Main 2006, S. 4–9, S. 4.
WeiterlesenAusstellungen
small medium large. Skulpturen und Objekte aus der evn sammlung, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2022
Wallpaper #1, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2018
Publikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 94
Hard Rock Walzer. Contemporary Austrian Sculpture [4.11.2007 – 22.3.2008, Villa Manin, Udine], Udine 2007, S. 43