Gift. To Give. Giving. Given. Gift, if there is any … (J.D.) '#10
Thomas Locher
Laserchromeprint auf Dibond
Edition 1/2
130.2 × 102.6 cm (gerahmt)
2006
Ankauf 2007
Inv. Nr. 0171
Wörter, Ziffern, Texte: das Werk Thomas Lochers dreht sich um Sprache und Kommunikation. Der 1956 in Munderkingen in Baden-Württemberg geborene Wahlberliner ist ein Agent der Konzeptkunst. Die kritisch-analytische Software der 1960er- und 1970er-Jahre verschaltet er mit aktuellen Fragestellungen. Durch schematische, trockene Gegenüberstellungen von Ideen und Tatsachen, von Kommentar und Bild entwirrt er imprägnierte Beziehungsgeflechte. Mit seinen Text-Bildern macht Locher die Strukturen sichtbar, die hinter den Systemen stecken. Kunstwerke von Thomas Locher sind stets Inszenierungen von Denkprozessen, die Hyperlinks zu dem Philosophen Ludwig Wittgenstein und seiner Abbildtheorie der Sprache oder zu den linguistischen Untersuchungen des theoriegewaltigen Künstlers Joseph Kosuth anbieten. Dazu kommt ein sehr pointiertes soziologisches Interesse, denn wenn Thomas Locher ein System studiert, dann untersucht er auch seine politischen Implikationen und die praktische Auswirkung auf das Zusammenleben und Handeln der Menschen.
Gift. To Give. Giving. Given. Gift, if there is any … (J. D.) #10 ist die zweite von der evn sammlung erworbene Arbeit des Künstlers. Der Laserchromeprint auf Dibond, einer Aluminiumverbundplatte, zeigt das Foto einer Collage, die aus einem beschrifteten Kartonstück und Händen besteht, die ein Bild halten. Darauf sind Figuren zu sehen, die Gesten des Gebens und Nehmens vollführen. Der Text (in englischer Sprache) enthält die Zeile „...to give something to someone...“ und bezieht sich auf einen der maßgeblichen zeitgenössischen Denker zur Frage der Gabe: Jacques Derrida. Derrida hat sich in mehreren Werken mit der Dimension des Gebens auseinandergesetzt und die Frage gestellt, ob man schenken kann, ohne sich im ökonomischen Kreislauf von Tausch, Verpflichtung und Schuld zu verstricken. Locher beschäftigt sich in seinen neuen Arbeiten mit Randfragen des Ökonomischen, wie das Prinzip des Gebens eine ist. Einerseits wird viel über das Wesen und den Sinn von Tausch und Austausch ausgesagt, andererseits werden die vielen Ebenen eines vielleicht gar nicht erwünschten Geschenks deutlich. Wie in Michael Hanekes Film Caché, in dem es um eine Gabe geht, um Gott und Geld, um Gewissen und um Gerechtigkeit.
Brigitte Huck, 2011 Weiterlesen
Ausstellungen
Now, At The Latest. Videos und andere Sehenswürdigkeiten aus der evn sammlung, Kunsthalle Krems, Krems, 2015
Publikationen
Now, At the Latest, Maria Enzersdorf 2015, S. 34
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 210 f