Objet externe #11
Christoph Weber
Wachs und Farbpigmente
31 × 34 × 34 cm
2007
Ankauf 2007
Inv. Nr. 0164a
Er sei „ein postpopneokonzeptueller Künstler“, erläutert Christoph Weber sein Berufsbild. Klassiker wie Dan Graham, Eva Hesse oder Robert Smithson sind das Magnetfeld, von dem aus Weber das Terrain des Konzeptuellen neu vermisst. Ob er nun wächserne Coverversionen von Wiener Hausverputz zu Schachteln formt (Objet externes, 2007), Bauten fotografiert (Carbon Drawing Studies, 2003), Pflastersteine bastelt oder seiner persönlichen Marotte, dem Schlitzen von Wänden – auch eine Art der Zeichnung – nachgeht, wo immer er Hand anlegt, ist das Ergebnis überraschend. Denn Weber erschüttert unser Vertrauen in optische wie akustische Wahrnehmung, indem er manipuliert, täuscht und trickst – nichts ist vor seinem Zugriff sicher: Oberflächen, Inhalte, Bilder, Töne. Die Wirklichkeit wird zugespitzt auf jenen misslichen Moment der Truman Show, jenen fatalen Moment des Erwachens aus der Fiktion: „Willkommen in der Wüste des Realen“.
Christoph Weber verfolgt seine bildhauerische Strategie mit den Methoden der Konzeptkunst der 1960er- und 1970er-Jahre. Das Material – Wachs, Kupfer, Papiermaché, also historische, „warme“ Stoffe, oder im Gegensatz dazu Beton, Aluminium, Glas – hat in seinen Arbeiten immer symbolischen Charakter. Kälte entspricht der Gegenwart, Wärme der Vergangenheit. Die Objets externes sind aus Wachs und Farbpigment, gehören also ebenso in die Vergangenheit wie die Hausfassaden, deren Verputz der Künstler in Silikon drückt, in Wachs gießt, bevor er dann die noch weiche Form zu würfelförmigen Kuben faltet. Und sie beiläufig im Raum verteilt, anders als sein großes Vorbild Donald Judd, der für die Präsentation der Specific Objects systematische Ordnungsstrukturen vorschrieb.
Weber setzt das Vokabular der Godfathers der Minimal- und Konzeptkunst souverän für seine, von ihnen längst emanzipierten, persönlichen Untersuchungen ein. Er beschäftigt sich mit Bedeutung und Transfer von Material, mit urbanistischen Kategorien wie der räumlichen und sozialen Organisation von Städten. Er tut dies auch innerhalb des Werkblocks der Carbon Drawing Studies, die materielle und theoretische Verfahren im Raum zum Thema haben. In situ zeichnet Weber mit Kohlefaserstangen in Ausstellungssituationen, lässt die Betrachter am Prozess der Verräumlichung teilhaben und macht die Mechanismen der Wahrnehmung erlebbar. Dann wieder pastet er seine Linienkörper im Foto über Plattenbauten an den traurigen Rändern der Stadt. Was den verlorenen Randzonen utopischen Swing verleiht.
Brigitte Huck, 2011
WeiterlesenAusstellungen
small medium large. Skulpturen und Objekte aus der evn sammlung, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2022
Christoph Weber, BAWAG Foundation, Wien, 2008
Publikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 251–255