Mannequin Death
Richard Hoeck & John Miller
Video, 4K Ultra HD, Golfschläger als Zusatzobjekt
Video: 3' 14''; Golfschläger: 109 × 11 cm, ø 0.7-2 cm
2015
Ankauf 2016
Inv. Nr. 0319
Am Fuße der legendären Martinswand bei Innsbruck liegt der Steinbruch von Zirl. Von seiner Abbruchkante geht es ein paar zig Meter über nacktes Gestein brutal die Tiefe. Die beiden Künstler Richard Hoeck und John Miller nehmen den spektakulären Felsen zum Ausgangspunkt ihres ebenso faszinierenden wie beklemmenden Films: Schaufensterpuppen in modischen Outfits stürzen über die Wand ins Nichts und zerschellen auf dem Talboden. Ein körperloser Puppenarm schiebt sich ins Bild und stößt sie nacheinander und unerbittlich ins Verderben. Während sie fallen, vollführen die Puppen Salti, Schrauben und Drehungen, verlieren Kleidungsstücke, Gliedmaßen und Köpfe. Zum Klang zerberstender Körper – der Video-Soundtrack besteht aus den Kampfgeräuschen eines Kung-Fu-Films – bilden sich nach dem Aufprall makabre Haufen aus Körperteilen und Textilfetzen. Der faszinierende Absturz künstlicher Figuren vor dem Postkartenmotiv der natürlichen Nordkette löst höchst unterschiedliche Gefühle aus: blankes Entsetzen, Schrecken und Empathie angesichts der Symbolkraft der Puppen, aber auch vergnügte Heiterkeit, sind doch Pathos und Slapstick unübersehbar. Mannequin Death lässt sich darüber hinaus den Kategorien des Schönen und des Erhabenen zuordnen, wie wir sie von Caspar David Friedrich kennen. Beide sind mit dem Gefühl der Unermesslichkeit, aber auch des Schreckens verbunden. Und wenn in die schrille, gekonnt theatralische Inszenierung die Realität einbricht, etwa als ein im Steinbruch brütender Alpensegler, der die Flugbahn der fallenden Puppe kreuzt, dann ist die Ironie perfekt.
Brigitte Huck, 2019
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