Für die Werkserie Bearing Masonry [tragendes Mauerwerk] setzt sich die Künstlerin mit dem 1923 entworfenem Ennis-Brown-House von Frank Lloyd Wright in Los Angeles auseinander. In den 1990er Jahren wird es durch ein Erdbeben schwer beschädigt, mittlerweile ist es restauriert und muss als kulturelles Erbe 12 Tage im Jahr öffentlich gemacht werden. Das ikonische Privathaus der architektonischen Moderne im Maya-Revival-Stil diente mehreren Hollywood-Produktionen als Kulisse. Die „Textile Blocks“ genannten charakteristischen, reliefierten Beton-Ornamente spielen z.B. eine wesentliche Rolle in Ridley Scotts Filmklassiker „Blade Runner“ (1982). Ein Nachbau dieses Mauerteils taucht als Backtrop [Hintergrund] mehrmals in verschiedenen Szenen im Film auf. Dieses filmische Verfahren wendet Dorit Margreiter auch in ihrer Beschäftigung mit den beiden Gesteinsbrocken an. Es handelt sich dabei um mehrere Übersetzungsprozesse: von der Architektur zur Fotografie und zur Skulptur. Margreiter dekontextualisiert die Objekte, deutlich gemacht auch durch verschiedene Techniken und Materialien, und setzt sie wieder neu zusammen: als Objekt im Fotostudio, gekennzeichnet durch das Spiel von Schärfe und Unschärfe, oder als eigenständige Skulptur, die das ursprüngliche Material Beton verlässt und als Bronzeguss nun „klassischer“ wirkt.

Für die Künstlerin ist das Verhältnis von Gegenwart und Geschichte zentraler Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. Die Sichtbarmachung von Repräsentation und die Wahrnehmung möglicher Widersprüchlichkeit in Realität und Fiktion stehen dabei im Fokus.

evn sammlung, 2019