Wiener Neustadt, Proposal I (Vienna/Jan. 1998)
Sol LeWitt
Entwurf für EVN, Wiener Neustadt
37 × 62 cm (gerahmt)
1998
Commission 1998
Inv. Nr. 0347
Der von Funktionalität und Klarheit gekennzeichnete Neubau des Verwaltungsgebäudes der EVN AG in Wiener Neustadt war Anlass für Sol LeWitts Auftragsarbeit. Architekt Paul Katzberger macht mit dem Bau eine städtebauliche Situation spürbar, die im 19. Jahrhundert verloren gegangen ist. An der Stelle des ehemaligen Neunkirchner Tors entstanden durch das Abrücken des Gebäudes als Solitärkörper ein Durchblick zum Stadtgraben und ein Gehweg entlang der Stadtmauer.
LeWitt reagiert mit Präzision und Knappheit auf die räumliche Situation; er interpretiert den Ort als Grenze und thematisiert den „Limes“ durch zwei abstrakte Farbfelder. Mit einer schwungvoll-dynamischen Linie und kräftigen Komplementärfarben (Rot, Orange, Grün) untersucht er die Polarität von autonomer Kunst als Ergebnis einer Idee als primäre künstlerische Leistung und dem, was die Realität vorgibt, der existierenden Wand. Es geht ihm um die Integrität der Oberfläche als Realie und nicht um philosophische Ordnungen.
Die Verpflichtung des Künstlers zur einfachen Idee und zur willkürlichen Entscheidung macht ein unhierarchisches Konzept deutlich, das Leichtigkeit und Offenheit mit Substanz und Schönheit verbindet. Konzeption und Wahrnehmung sind in LeWitts Werk ein fruchtbares Verhältnis eingegangen, was diese Arbeit erneut bestätigt.
Brigitte Huck, 2005
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