Der Titel Nihil Obstat weist auf Darja Bajagićs Auseinandersetzung mit den moralistischen Beurteilungen, Zensuren und Grenzen des Ertragbaren hin. Wie die Künstlerin ihre Herangehensweise selbst beschreibt: „[…] in der heutigen Gesellschaft, ertrinkend in überschüssigen Informationen – der Drang alles zu überdefinieren hat in der Fadheit der Bedeutung resultiert. Das ist, was ich in meinen Werken untersuche. Gleichzeitig, in dieser Spieglung widerstehen [meine Werke] Assimilationsfähigkeit durch Collage – Dinge zusammenzubringen, die möglicherweise nicht gemeinsam haben. Also ja, am Ende ist das Nicht -Wissen wesentlich.“¹ Ihre Arbeiten fordern heraus, in dem sie Betrachtende mit gewaltsamen Geschichten und extremen politischen Ereignissen konfrontieren.

In ihrer ersten Überblicksausstellung GORGEOUS (2020), wird ihre Arbeitsweise in entsprechend drastischer Weise, als ‘die in der Autopsie des Greenbergschen Kadavers geboren.’² beschreiben. Denn in ihrer Untersuchung polarer Gegensätze enthüllt sie Gemeinsamkeiten, wo viele diese nicht sehen wollen.

Nihil Obstat ist eine Phrase, die in der römisch-katholischen Kirche als eine Art Siegel der inhaltlichen Reinheit eines Buches gilt. Die Geste der Erteilung dieses Siegels zeigt die inhärente Kritik an bestehenden Doktrinen, die Bajagić mit ihrer Arbeit ausübt.

Hans Ulrich Obrist, 2021