Subway Yard Bratislava
Kamen Stoyanov
2 Schwarz-Weiß-Lambdaprints auf Aluminium und 1 handgeschriebener Text, Tinte auf Papier
Edition von 5 + 2 AP
Prints: je 94.3 × 122 cm, Text: 28.7 × 27 cm
2007
Ankauf 2008
Inv. Nr. 0176abc
Viele Arbeiten Kamen Stoyanovs thematisieren den öffentlichen Raum und seine individuelle Nutzung. Der Künstler stellt Menschen vor, die in meist urbaner Umgebung spezifischen Situationen ausgesetzt sind, wie z. B. eine Straßenmusikerin in Paris, fliegende Händler oder einen Straßenkünstler in der römischen U-Bahn. Politische und soziale Probleme werden aufgeworfen, ohne die handelnden Personen zur Schau zu stellen. Gerade durch die Fokussierung auf Persönlichkeiten gelingt es Stoyanov, auch größere historische und demografische Entwicklungen fassbar und erfahrbar zu machen.
In der dreiteiligen Arbeit Subway Yard Bratislava beschreibt der in Wien lebende Künstler ein Erlebnis in Petržalka, dem Teil von Bratislava, der in den 1970er-Jahren als sozialistische Planstadt ausgebaut wurde und bis heute als bevölkerungsreichstes Gebiet der Slowakei gilt. Der Künstler und ein befreundeter Fotograf erforschen im Zuge eines Städteausflugs einen stillgelegten U-Bahn-Schacht in Petržalka. Der Bau der Untergrundbahn, einst als Vorzeigemodell der ehemaligen Tschechoslowakei begonnen, wurde nach der „Samtenen Revolution“ 1989 eingestellt und ist bis heute unvollendet geblieben. Kamen Stoyanov und der Fotograf gehen auf Expedition in das dunkle Innere der Baufragmente. Dreimal kommen sie wieder, jedes Mal mit neuer Ausrüstung (z. B. Gummistiefeln, Taschenlampen). Sie überwinden physische und psychische Hindernisse und erreichen schließlich das Ende des Schachts. Dort finden sie nicht nur eine Lagerstätte, sondern auch einen besonderen Menschen: Dušan. Der Bewohner des Schachts hat die beiden bereits seit drei Wochen beobachtet und beginnt ihnen von seiner Wohnumgebung, ihrer Vergangenheit und Gegenwart zu erzählen. Die Bedeutung des slawischen Namens Dušan, „Seele“, verweist mit den malerischen Fotografien und dem handgeschriebenen Erklärungstext des Künstlers auf die starke Poetik und Symbolik der Arbeit. „Eine heikle Sache, die Seele“, so der Titel eines Stücks des bulgarisch-österreichischen Autors Dimitré Dinev, und doch kann man sie – wie Subway Yard Bratislava zeigt – nach langer Suche in der Dunkelheit am Ende des Weges finden.
Heike Maier-Rieper, 2011
WeiterlesenAusstellungen
evn sammlung / institutionelle Präsentation, Viennafair, Wien, 2011
Zeitgenössische Kunst aus Mitteleuropa, Zyklus 4.0 Stift Lilienfeld, Zyklus Mitteleuropa, Lilienfeld, 2009
Publikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 246–251
Zeitgenössische Kunst aus Mitteleuropa, Zyklus 4.0 Stift Lilienfeld, Lilienfeld 2009