Extrakorporal
Pakui Hardware
Objekt aus Glas, Silikon, Chia-Samen
40 × 107 × 15 cm
2019
Ankauf 2019
Inv. Nr. 0394
Die von der Decke schwebende Figur ist undefinierbar. Auch das liegende Objekt mit den Silikonverbindungen ist nicht einfach zu deuten. Beide Werke sind Konglomerate aus Stoffen und Kunstpelzen, Glas, Silikon und Metall. Die Werke des Duos Pakui Hardware, das aus Neringa Černiauskaitė (*1984 in Klaipeda, Litauen) und Ugnius Gelguda (*1977 in Vilnius, Litauen) besteht, wirken wie real gewordene Science-Fiction-Figuren oder Elemente ihrer Welten.
Der Name Pakui stammt aus der vielschichtigen hawaiianischen Mythologie. Pakui ist ein Geist, Diener oder Wächter, der die Muttergöttin Haumea (auch Papa) unterstützt und in Hochgeschwindigkeit um alle sechs Inseln reisen kann. Im übertragenen Sinne sind die Werke des Duos Materialisierungen (Hardware) komplexer Fragestellungen aus den Themen Technologie, Biologie und Ökonomie. Der Titel der beiden Werke in der evn sammlung, „Extrakorporal“, verweisen auf Medizin: Ein extrakorporaler Kreislauf z. B. ist ein Blutkreislauf, der außerhalb des Körpers stattfindet. Bei großen Operationen ist eine solche zusätzliche Apparatur notwendig, damit Organe temporär versorgt werden.
Als historisches Vergleichsbild zum schwebenden Körper fällt einem der in Filz gehüllte Joseph Beuys in Interaktion mit dem Koyoten aus der legendären Aktion „I like America and America likes me“ von 1974 ein. Auch in den Werken und Installationen von Pakui Hardware findet sich die Tendenz zum Schamanenhaften. In einer Synthese von technisch anmutenden Apparaten und mythologischen Elementen hinterfragen sie den Glauben an den unbedingten Fortschritt in Ökonomie und Technik. Werke wie „Extrakorporal“ unterstützen mit ihrer Fragilität und Eigenartigkeit die Betrachter*innen ebenfalls im Reflektieren über Ressourcen und unseren Umgang mit ihnen.
Heike Maier Rieper, 2022
Ausstellungen
small medium large. Skulpturen und Objekte aus der evn sammlung, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2022