Noli Me Tangere
Dr. Galentin Gatev
6 Maschinenmodelle in Plexiglasboxen, Schriftzug in Klebebuchstaben
je 31 × 44.5 × 30.5 cm
2013
Ankauf 2019
Inv. Nr. 0407
Eine blassgrüne Maschine steht unter einer Glasvitrine. Es ist ein Modell. Eigentlich sind es mehrere. Sie sind identisch ausgeführt, bis auf eine, die eine Öffnung an der Seite aufweist. Zu sehen sind Werkbänke, die auf drei schweren Beinen am Boden aufsitzen. An der Front sind horizontale Metallführungen zu erkennen. Sie sind poliert wie die Stellschrauben, die ebenfalls installiert sind. Links ist ein Manual zu mit punktförmigen Betriebsleuchten zu erkennen und rechts eine Kurbel, die einen Stift führt. Es handelt sich um eine professionelle Drehbank, die Dr. Gatev, Dermatologe und Künstler, im Modell nachbauen ließ. Die Werkserie bezieht sich auf ein künstlerisches Projekt noch aus kommunistischer Zeit. Gatev übernahm für einen Tag eine Metallbaufirma als ihr Direktor. Seine Anordnung an die Mitarbeiter*innen bestand darin, alle Werkstücke, etwa Schrauben, Muttern und andere Werkzeugteile ausnahmsweise aus Holz zu bauen. Für einen Tag entstanden unbrauchbare (jedoch künstlerisch wertvolle) Kopien.
Dr. Gatev, der sich auch als Künstler mit seinem ärztlichen Titel ansprechen lässt, nennt die Serie Noli me tangere. Der Titel ist eine Anspielung an die neutestamentliche Begegnung Jesu, als Maria Magdalena den Auferstandenen zu berühren versucht, dieser sie jedoch zurückweist. Als Dermatologe ist Dr. Gatev mit der Empfindlichkeit und Verletzlichkeit der Haut vertraut. Zugleich versinnbildlichen diese Geräte für ihn die Schnittstelle von Unvereinbaren und doch Nahen: den Berührungspunkt „zwischen Psyche und Technik, zwischen dem Einzelnen und dem Vielen, der Energie und dem System, und - vielleicht - zwischen Gott und Ich”.
Thomas D. Trummer, 2019
Ausstellungen
small medium large. Skulpturen und Objekte aus der evn sammlung, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2022
Wallpaper #4, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2020
Wallpaper #3, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2019
Publikationen
Wallpaper #4, Wien 2021, S. 40 f (s. p.)