i don't need to make sense, i just need to let it go (pool #2)
Nora Turato
HD-Video, Edition 1/5
22' 57''
2018
Ankauf 2019
Inv. Nr. 0411
Man könnte Nora Turato als Inbegriff und Verkörperung eines neuen, absolut gegenwärtigen Feminismus betrachten. In der Tradition von Künstlerinnen wie VALIE EXPORT, Elke Krystufek, oder von Autorinnen wie Chris Kraus geht es auch Turato darum, den Frauen eine Stimme zu geben. Sie tut dies in kühnen Performances, für die sie gegen Unterstellungen wie Hysterie und Zerbrechlichkeit als typisch weibliche Eigenschaften buchstäblich und öffentlich anrennt. Über ihr Smartphone beschäftigt sich die Künstlerin täglich mit dem online zirkulierenden Textchaos, in dem sich die News rasant ablösen: Werbung, Presse, Literatur, Film, Musik, Social Media. Turato verarbeitet alles zu einer Rhapsodie zwischen Punkmusik und Poetry-Slam: Radikalität, das ist die laut, permanent und unablässig agierende Frau, die sich dem Patriarchat widersetzt, das sie zum Schweigen bringen will. Rollenbilder werden verhandelt, unser Verhältnis zu Konsumgütern, politische oder kulturelle Haltungen. Das Skript ist ein work in progress, dient als Grundlage für die Performances, aber auch als Pool für Künstlerinnenbücher, Wandtexte, Papierarbeiten und Videos, wie das hier Gezeigte.
Typographisch souverän und in hypnotischem Rhythmus serviert uns Nora Turato ihre energische und entschlossene Sprache, konfrontiert uns mit einem verbalen Bild der Gegenwart. Dass sie selbst einer Generation angehört, „die Hotels, Kaufhäuser und Gastronomieketten zerstört, die Auto -, Diamanten - und Windelindustrie, Immobilienbesitz, Heirat, Türglocken, Motorräder, Weichmacher, Gesundheitsprogramme, Reha-Bälle …“, können wir hier lesen und ins Grübeln geraten.
Brigitte Huck, 2019
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Wallpaper #3, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2019