Nr. 50 ELFTEROKTOBERNEUNZEHNHUNDERTDREIUNDNEUNZIG
Ugo Rondinone
Acryl auf Leinwand
250 × 210 cm
1994
Ankauf 1997
Inv. Nr. 0021
Eine riesige Zielscheibe saugt mich an. Umso näher ich herantrete, umso schwindeliger macht das Flimmern der konzentrischen, dissonanten Farbkreise: ein interaktives Bild, das – ohne Computerunterstützung – allein mit dem alten Malertrick auskommt, dass totale Flachheit illusionistisches Potenzial hat. Vielleicht sollte man von einer zweidimensionalen Skulptur sprechen, die in den Raum hineinwirkt und diesem ihre Spielregeln aufzwingt. Der Blick wird auf einen Punkt hingezwungen, bis man nicht mehr standhält und sich dem Flirren überlässt. In meiner Kindheit hieß dies: „ins Narrenkastl schauen“.
Das zentrale Kreisbild: uraltes Symbol der Vollkommenheit, Ikone der Pop-Art, grelles Dröhnen der psychedelischen Sixties, Sinnbild der taumelnden Leere. Von „ekstatischer Langeweile“ wurde im Zusammenhang mit Rondinones durchnummerierter Malerei gesprochen – und von „hypnotischer Geometrie“.
Rondinone, der in Wien studiert hat, ist einer dieser Gaukler und Fallensteller, die uns an ungenutzte Reserven des Wahrnehmungsapparats erinnern. Die Unsicherheit beim Betrachter bestehe darin, so Bice Curiger, „nicht zu wissen, ob man eigentlich drinnen oder draußen ist“.
Wolfgang Kos, 2005 Weiterlesen
Ausstellungen
Nach Rokytník. Die Sammlung der EVN, MUMOK, Wien, 2005
There is something you should know. Die EVN Sammlung im Belvedere, Österreichische Galerie Belvedere, Wien, 2000
Publikationen
evn sammlung 95–05, Köln 2005, S. 272 f
evn sammlung. Ankäufe 1995 – 1996, Maria Enzersdorf 1997, S. 31