Pastete
Tapete, wiederkehrende Motive
Maße variabel
2018
Commission 2018
Inv. Nr. WP_03
Tapeten verändern Räume. Wenn Künstlerinnen und Künstler Tapeten gestalten, kann man davon ausgehen, dass sich nicht nur die Raumwirkung ändert, sondern auch zusätzliche Wahrnehmung aktiviert wird. Die Tapete Pastete von gelatin erfordert besondere Gründlichkeit der Betrachtung. Auf den ersten Blick wirken die zarten Zeichnungen von weiblichen und männlichen Genitalien wie floraler Dekor. In duftigen und hellen Farben und recht kindlich gestrichelt hüpfen sie über die Wände. Man erinnert sich an Robert Gobers Male and Female Genital Wallpaper (1989) oder an Sarah Lucas Tits in Space (2000).
Mit der „Veröffentlichung“ intimer, sehr privater Zonen in öffentlichen Räumen begehen die Künstler einen Tabubruch. 1989 war es Robert Gober wichtig AIDS als gesellschaftliches Anliegen zu thematisieren. In den 1960er Jahren gestaltete Andy Warhol eine Tapete mit dem comicähnlichen Kopf von Mao. Die Bedrohung durch den Kommunismus war zu dieser Zeit allgegenwärtig. Warhol schaffte durch die Übertreibung eine Verharmlosung mit den Mitteln seiner Zeit. In unserer Gegenwart sind die Themen Sexualität und Geschlechterrollen dominant. Bei der Übermenge an reizüberflutenden sexuell aufgeladenen Bildern in diversen Medien und Werbungen macht es Sinn diesen auch anders zu begegnen. In der geordneten Welt der Büros, wo jedes Ding einen definierten Platz hat, holen raue Kritzeleien, wie man sie auf Baustellen und anderen temporären Orten findet, eine andere Wirklichkeit in das Gebäude. Gelatin tun dies mit einer Portion Humor und provokant, aber immerhin gendergerecht.
evn sammlung, 2018
Weiterlesen
Ausstellungen
Wallpaper #1, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2018
Publikationen
Gelatin ATLAS Gelitin, Köln 2022, S. 116 f