Gottfried Bechtold gehört zu den wichtigsten österreichischen Kunstschaffenden der Gegenwart. Die Wurzeln seiner Arbeit liegen in der Bildhauerei und davon ausgehend beschäftigt er sich mit der Erweiterung des Kunstbegriffs in der Tradition von europäischer und US-amerikanischer Kunst der 1960er und 1970er Jahre. Minimalismus, Land Art und vor allem Konzeptkunst prägen Gottfried Bechtolds Arbeiten. Die vielseitige und experimentierfreudige Arbeitsweise und der konsequente Umgang mit Material und Technik sind wichtige Elemente in Bechtolds Kunst. Ebenso große Bedeutung hat die Einbeziehung der unmittelbaren Gegenwart, des Alltags oder allgemein verstandener Bilder und Objekte. Die Wahrnehmung der Betrachterinnen und Betrachter ist stets ein wichtiges Bezugssystem.

Zu seinen bekanntesten Werken gehört ein in Beton gegossener Porsche im Maßstab 1:1 aus dem Jahr 1971, dessen Abgüsse im öffentlichen Raum stets für intensive Betrachtung und angeregte Diskussionen sorgen. Mit der illwerke vkw AG in Vorarlberg arbeitete Gottfried Bechtold an mehreren Aufträgen zusammen. Seit 2002 ist die 14 Meter lange Signatur des Künstlers in Edelstahl direkt in die Silvretta-Staumauer gebohrt.

Diese Idee greift Gottfried Bechtold für die Tapete der evn sammlung wieder auf. Als junger Mann hat er während eines Aufenthalts in Großbritannien bei einem Tapezierer gejobbt und wurde mit den als typischen englisch geltenden Blumenornamenten vertraut. Über eine Tapete aus dieser Zeit, die auch heute noch produziert wird und in englischen Haushalten beliebt ist, zieht der Künstler seine Signatur. Er zeichnet damit Wand wie Papier. Die opulenten Blumen mit dem Schriftzug sind Werk wie auch Trägermaterial. Indem Gottfried Bechtold die Industrieware Tapete quasi mit seiner Handschrift „veredelt“, legt er subtil zum Nachdenken über die Mechanismen der Warenwelt, und über die Bedeutung vom Exklusivität an.

evn sammlung, 2020