Water Lilies
Bar du Bois
Tapete; wiederkehrendes Muster von gemalten Objekten, digital editiert
Maße variabel
2020
Commission 2020
Inv. Nr. WP_15
Der Titel „Water Lilies“ der Tapete von Bar du Bois (dt. Bar aus Holz) führt zu den Anfängen der Moderne und in die ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts. Den Impressionismus hinter sich lassend, entfernte sich Claude Monet (1840–1926) durch das Motiv der im Wasser verankerten Seerosen (engl. water lilies) von der Landschaftsmalerei und fand durch die Aufgabe eines Horizontes zu einer frühen Form der Abstraktion. In der Draufsicht und ohne eindeutige Bezugspunkte wurde eine horizontale Fläche in der Vertikalen zu einem unbestimmten Raum.
Auch das seit 2013 bestehende Künstler*innenkollektiv Bar du Bois aus Wien nutzt, gleich dem berühmten Künstlerkollegen aus Giverny, diesen Effekt und das Changieren einer Wasseroberfläche als schillernde und diffuse Basis. Ihre ‚Blüten‘ entstammen der Warenwelt der Gegenwart: Klebebandrollen, Hotelkofferwagen, Schnuller, Rauchwaren unterschiedlichster Art, Pillengläser, eine aus den 1990er-Jahren stammende Diddl-Maus-Zeichnung und andere Artefakte von Alltagskultur tummeln sich am dunkelgrün schimmernden Untergrund. Für die von der evn sammlung in Auftrag gegebene Tapete wurden verschiedene Motive malerisch beigesteuert und digital in den ‚Teich‘ gesetzt, ein nature morte moderner Bohemians. Im smart gesetzten Tapeten-Rapport ergeben sich eine theoretisch unendlich fortsetzbare Wasserfläche und die auf ihr treibenden Gegenstände als visuelles Mantra.
Die Arbeitsweise von Bar du Bois ist spielerisch und ergebnisorientiert. Mit der namensgebenden (wandernden) Bar als Konzept setzt sich das Kollektiv in wechselnder Besetzung (hier: Andreas Harrer, Julian Turner, Florian Pfaffenberger und Camilla Bischoff) auf erfrischend bedeutungsleichte Weise mit Ausstellungsbetrieb und Kunstgeschehen auseinander. Detailliebe und findige Umsetzungen werden genüsslich zelebriert und gleichermaßen als affektiert entlarvt. Um die Qualitätskriterien und den Materialfetisch der Wiener Werkstätte wissend, fallen bei Bar du Bois alle Varianten von Design vergleichsweise prunklos, wenn auch durchdacht und fantasievoll, aus. Die Umsetzung formaler Vielfalt in Kombination mit Freude an Konzeption entpuppen sich als gemeinsame Stärken: Die künstlerische Strategie der Zusammenarbeit, die Arbeit am Netzwerk und der kollektive Prozess sind gleichrangig mit ihrem Ergebnis.
Heike Maier-Rieper, 2021
WeiterlesenAusstellungen
Wallpaper #4, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2020
Publikationen
Wallpaper #4, Wien 2021, S. 3, 18–21, 27 (s. p.)
Wallpaper #1 - #6, Set aus 32 Postkarten, Maria Enzersdorf 2023