Kalender 2021 für EVN AG
Helen Cammock
Design: Christoph Steinegger, Interkool
2021
Commission 2020
Inv. Nr. C-05
Die filmischen Arbeiten von Helen Cammock sind durch Entschleunigung und ruhige Einstellungen gekennzeichnet, denen sie auch mit ihrer eigenen Stimme Nachdruck verleiht. Die Künstlerin wurde 1970 in Staffordshire, Vereinigtes Königreich, geboren und lebt in London. Ehe sie sich ganz für die Kunst entschied, war sie als Sängerin und Sozialarbeiterin tätig. Helen Cammock wurde 2019 mit dem Max Mara Art Prize for Women und dem Turner Prize ausgezeichnet.
Für den Kalender der evn sammlung für 2021 stellte die Künstlerin Stills aus einigen ihrer Filme zusammen. Es entsteht eine Abfolge von Eindrücken, die an ein individuelles Reisetagebuch erinnern und den Gedanken freien Raum lassen. Helen Cammock beschreibt ihre Vorgangsweise so:
Der Kalender basiert auf einem traditionellen Kalender, ganz ähnlich denen, die meine Großeltern hatten – sie zeigten Landschaften und Details (Innen- und Außendarstellungen) von nie bereisten oder vielleicht nur flüchtig erlebten Orten. Ich wollte also mit dieser Idee des traditionellen Kalenders spielen – meine Filme als visuelles Portal benutzen, vermutlich nie bereist von den meisten, die den Kalender an der Wand haben werden.
Die ausgewählten Filmstandbilder führen einen durch ein lyrisches Kaleidoskop, einen Zeitrhythmus, der auf meine bildliche Arbeit verweist und den Betrachter in die Psychogeografien meiner Arbeit hineinversetzt.
In meiner ganzen Filmarbeit bewege ich mich oft zwischen Details innerer und äußerer Ansichten des öffentlichen Raums, und was ein Kalender leistet, ist der Übergang zwischen den beiden: Kalender sind ein Weg, die Außenwelt zu organisieren – sie sind dazu da, das Was und Wo, aber auch das Wie in einem ganz praktischen Sinn zu strukturieren und zu verwalten. Durch den Eintrag in einem Kalender wechseln wir zu einem Managementsystem des Äußeren, und die Farbmaske – wo das monatliche Kalendarium steht – ist der Ort von Aktivierung und außengerichtetem Handeln: Planung, Strategie, Organisation. Die Bilder zeigen eine Welt, die ich mit dem Betrachter teile – ein Fenster für das innere Erleben des Betrachters. Das liegt auch der Absicht hinter meiner Filmarbeit zugrunde – teilen, was ich sehe, und es sich mit dem überschneiden lassen, was ich sagen oder hören will.
Die Idee der Farbmaske begann mit meinem Film Moveable Bridge, 2017. In diesem Film war es eine Art und Weise, darüber nachzudenken, wie man episodische Momente, Pausen und Übergänge schafft. Es war auch der Moment, als ich in diese Farbflächen Texte integrierte. Sie lieferten den Vordergrund für analoge Siebdrucke und entwickelten sich in meiner Arbeit mit Drucken zu einer erkennbaren Strategie. Ich konnte sehen, wie die Farbmaske den Text aktivierte – und wie, mit der farbigen Maske als Leinwand, auch der Text zum Bild wurde. Erst kommt der Text und dann die Farbe – und beim Kalender wurde zuerst das Bild ausgewählt und dann die Farbmaske.
evn sammlung, 2021