The Parade of the Old New
Zoe Beloff
13 Prints
je 57.5 × 116.5 cm
2021
Ankauf 2021
Inv. Nr. 0440a-m
Zoe Beloff wird 1958 in Edinburgh, Schottland geboren. Mit 22 Jahren geht sie nach New York, um dort zu bleiben. Sie studiert Film an der Columbia University und arbeitet als bildende Künstlerin, Filmerin und Autorin. Ihre Interessen gelten der Zeitgeschichte und der Politik, insbesondere Fragen von sozialer Gerechtigkeit und neuen Formen des Zusammenlebens.
In unterschiedlichen Medien setzt sie sich mit nie gedrehten Filmen von Sergei Eisenstein (Glass House), Bertolt Brecht (Mutter Courage und ihre Kinder) und James Agee (The Tramp’s New World ) auseinander. Von 2017 bis 2021 arbeitet Zoe Beloff an ihrer Parade of the Old New: 39 Acrylgemälden auf Karton, jedes in den Maßen 1,5 x 1m, die als Panorama von annähernd 40m ausgestellt werden. Der Titel zitiert Brecht, der 1939 für die deutschen Gewerkschaften eine Parade des alten Neuen schreibt, die wie folgt beginnt: „Ich stand auf dem Hügel, da sah ich das Alte herankommen, aber es kam als das Neue. Es kroch heran auf neuen Krücken, die man nirgends je gesehen hatte …“
So sieht Historienmalerei im 21. Jahrhundert aus, und Beloff schlägt mit Allegorie, Politik und Satire als Honoré Daumier von heute über alle Stränge. Dabei kommen ihr die moralischen Krisen und die gesellschaftliche Regression der unmittelbaren amerikanischen Geschichte entgegen. Die Serie beginnt 2016, als Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten gewählt wird und sich der Schlaf der Vernunft über das Land senkt . Thema der Bilder sind historische wie gegenwärtige intellektuelle Verrohungen und physische Brutalitäten. Japanische Internierungslager, die Grenzmauern zu Mexiko, der amerikanische Civil War, die Internierung von Immigrant*innen an den Grenzen, das Verhaften von Arbeiter*innen sans papiers, Covid-19, Black Lives Matter, der Sturm aufs Kapitol ... Schließlich endet Beloff mit einem schwachen Hoffnungsschimmer in Person der Lyrikerin Amanda Gorman bei Joe Bidens Inauguration zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Diese unmittelbare Vergangenheit ist aktueller denn je. Die bevorstehenden Wahlen sind bedrohlich und könnten die Künstlerin womöglich zu einer neuen Season zwingen. Das Alte kann neu, das Neue alt werden.
Von Zoe Beloffs Arbeit existieren auch handlichere Variationen: eine gedruckte Serie der Parade of the Old New in der evn sammlung, ein 40-teiliges Leporello in Buchformat in einer Auflage von 350 Stück und ihr Essay The Troublemakers: History Painting in the Real World.
Brigitte Huck
Website der Künstlerin zu der Arbeit
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