Alex Pompeii
Katinka Bock
Tapete; Fotografie, digital editiert
Maße variabel
2021
Commission 2021
Inv. Nr. WP_24
Die flüchtigen Konturen und Linien auf der Tapete von Katinka Bock verwischen sich auf der Wand und hinterlassen die glatte Fläche optisch knittrig und unruhig. Dem abstrahierten Motiv liegt eine SW-Fotografie eines T-Shirts zugrunde, die im Sommer 2021 in Pompeji entstand. Die antike Stadt ist voller Vergangenheit. Eine wichtige Hinterlassenschaft sind die vielen Beispiele von Wandmalerei. Sie legen Zeugnis ab von vergangener (Wohn-)Kultur und der antiken Themenvielfalt. Als nicht-gegenständliche Elemente werden oft Marmormalereien eingesetzt. In kräftigen und bunten Farbtönen bilden sie bauliche Übergänge oder deuten scheinbare Architekturen an. Katinka Bock generiert den Eindruck der Schein-Architekturen mit den Falten eines am Körper getragenen T-Shirts. Die Spuren der Verschmutzung und der Körperlichkeit transformieren sich in der Vergrößerung zu Schein-Malerei. Und auch die mit „echtem“ Marmor verblendeten Säulen des Gebäudes der EVN Direktion aus den frühen 1960er Jahren finden so ein neues Gegenüber.
Ein kleines Objekt, ein Add-on der Künstlerin für die Tapete, setzt das Motiv des Abdruckes fort. Katinka Bock gießt Bronze in die Schale einer Zitrone aus Capri – die Form verbrennt und hinterlässt den Körper der Frucht als einzigartigen Abdruck voller Spuren des Organischen. Die Form wird in der Betrachtung zum Artefakt außerhalb jeder Zeitlichkeit: Spuren der Glut erinnern an die italienische Sommerhitze, aber auch an die vielen tausenden Zeugnisse und Menschenleben, die in Pompeji 79 n. Chr. unter Asche begraben wurden.
Das Sichtbarmachen von Zeit, die Spuren von Einzigartigem, aber auch das genaue Sehen und Arrangieren im Raum gehören zu den wesentlichen Elementen in der Kunst von Katinka Bock.
Heike Maier-Rieper, 2021
Ausstellungen
Wallpaper #5, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2022