Vivarium St. Marx, Vienna tiles
Mark Dion
Ein Set von 18 Siebdrucken auf Keramikfliesen in einer handgemachten Box, Buchbinderleinen, signiert und nummeriert
14.9 × 14.9 x 0,7 cm
2021
Ankauf 2022
Inv. Nr. 0463
Der amerikanische Künstler Mark Dion beschäftigt sich mit Natur und ihrer Repräsentation als kulturelle Konstruktion. Das Vivarium St. Marx ist ein hybrides Werk aus Skulptur und Architektur, das Biologie und Landschaftsplanung, Kunst und Naturwissenschaft verbindet. Im Foyer des Biologiezentrums der Universität Wien ruht in einem in sich geschlossenen Ökosystem eines Gewächshauses ein aus dem Baugrund des Gebäudes entfernter Baumstamm. Zugleich tot und lebendig schafft er aufgrund seiner Verwesung eine neue Lebensgrundlage für Pilze, Flechten, Bakterien und kleine Insekten. Die Abbildungen der imaginierten Bewohner zieren die weißen Fliesen der Sockelzone. Es entsteht eine lebendige, sich täglich verändernde Skulptur, die durch den fortwährenden Prozess von Zerfall und Erneuerung die Natur als ein komplexes System von Zyklen und Prozessen repräsentiert.
Zugleich erinnert Mark Dion mit seinem Vivarium St. Marx an die Geschichte einer der bedeutendsten biologischen Forschungseinrichtungen der Welt. Anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873 wurde das Vivarium als öffentlich zugängliches Schauaquarium im Prater errichtet und wurde um 1900 zu einer weltweit führenden Versuchsanstalt für experimentelle Biologie. Mit dem Anschluss an Nazi Deutschland 1938 wurden die Leiter und Gründer des Instituts ihres Amtes enthoben, verfolgt und teilweise ermordet. 1945 brannte das Neorenaissancegebäude ab und wurde abgerissen.
Das Vivarium St. Marx schafft eine Verbindung von Innen- und Außen, erinnert an die Vergangenheit und Gegenwart naturwissenschaftlicher Forschung und daran, dass der Vorgang, mit denen wir uns natürliche Prozesse erklärbar machen, selbst ökonomischen und gesellschaftspolitischen Ideologien unterworfen ist.
Text: Fiona Liewehr & Salon für Kunstbuch
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