Neue Kommunalisten (nach Fuller)
Social Geometries
Clemens von Wedemeyer
Cyanotypie
56.5 × 42 cm (gerahmt)
2023
Ankauf 2024
Inv. Nr. 0471
In Social Geometry, einer Videoinstallation von 2024, befasst er sich mit historischen wissenschaftlichen Theorien zur Gruppenorganisation und -struktur. Für Vorstudien, insgesamt zwölf Blätter, nutzte der Künstler die Technik der Cyanotypie (Eisenblaudruck). Bei diesem Verfahren – 1843 von der Botanikerin Anna Atkins erstmals zur fotografischen Abbildung von Pflanzen in einem Buch verwendet – wird ein mit metallischen Lösungen eingestrichenes Papier von der Sonne belichtet, die Umrisse der daraufgelegten Objekte zeichnen sich als helle Negative auf typisch tiefblauem Hintergrund ab. Wedemeyer nahm unregelmäßig geformte Muscheln als Bezugspunkte für Strukturmodelle. Damit schlägt er einen Bogen von der natürlichen Welt zur theoretischen Wissenschaft: schemenhafte weiße Flecken, die sich zu fragilen Gebilden formen. Das geodätische Modell nach dem Designer und Architekten Richard Buckminster Fuller zeigt eine komplexe Gitterstruktur aus Dreiecken, die für Autarkie und synergetische Effizienz steht. Die Modelle von Dyade und Triade nach dem Soziologen Georg Simmel bilden soziale Kleinstrukturen ab: Der Instabilität einer Zweiergruppe steht die interaktive Dynamik der Dreiergruppe gegenüber.
Kritische Reflexion von Sozialität ist das Wesensmerkmal der Kunst Clemens von Wedemeyers. In der Ära der sozialen Medien und ihres weitreichenden Einflusses auf die Gesellschaft ist diese künstlerische Analyse bedeutend und erhellend.
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