Mister
Sue Williams
Acryl auf Leinwand
122 × 96.5 cm
1994
Ankauf 1998
Inv. Nr. 0046
Sue Williams betreibt feministische Kritik mit der klassischen Ausdrucksform der Malerei. Die beiden Bilder dokumentieren nicht nur zwei wesentliche Werkphasen, sondern auch die formale Spannweite innerhalb eines Œuvre. Mister von 1994 stammt aus einer Zeit, als Sue Williams’ Bilder erzählerisch und expressiv, cartoonartig verkürzt, brutal und rau waren. Die Künstlerin argumentierte aus einer Strategie persönlicher Konfliktverarbeitung heraus und malte die Geschichten des Geschlechterkampfes und des familiären Horrors. Aus visuellen Kürzeln und kommentierenden Textfetzen wird das Bild vom latenten Frauenhass der Gesellschaft konstruiert, das mit Zorn und Witz, aber auch aus eigener leidvoller Erfahrung vorgetragen wird. Auf Williams’ Graffitileinwänden läuft ein B-Movie zwischen Porno und Karikatur, das das Trauma der Wörter und Gesten mit Souveränität trivialisiert.
Andere Arbeiten sind wunderbare, abstrakt erscheinende All-overs, die wie Travestien auf das Action-Painting der amerikanischen Kunst- und Macholegende Jackson Pollock wirken. Williams abstrahiert Körper und Texte zu einem komplexen Bildmuster. Das lockere Netz von bunten Linien, Farbspritzern, Öffnungen und Verdichtungen verbindet gestische Mobilität und Automatismus mit kontrollierter Produktion. Der Inhalt ihrer Arbeit ist mit der aggressiven und pointierten Kritik an unserer Gesellschaft von gleich bleibender Brisanz. Darüber hinaus leistet Williams einen Beitrag zur Geschichte und Theorie der Malerei, indem sie bestimmte männlich besetzte Anliegen in diesem Medium als irrelevant, ja lächerlich erscheinen lässt.
Brigitte Huck, 2005
WeiterlesenAusstellungen
Wallpaper #1, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2018
Der Schuh in der Kunst, Galerie im Traklhaus, Salzburg, 2006
Publikationen
Der Schuh in der Kunst, Salzburg 2006, S. s. p.
evn sammlung 95–05, Köln 2005, S. 342 ff
evn sammlung. Ankäufe 1997 – 1999, Maria Enzersdorf 1999, S. 39