Kurz vor Klosterneuburg in Niederösterreich verändert sich die Donau: Sie tritt aus dem
Alpenvorland ins Wiener Becken über und wird breiter, flacher und sandiger – aber
auch sanfter. Seit der Jungsteinzeit ist die Region besiedelt und seit der Römerzeit
dient die Donau als Verkehrs- und Handelsweg. Sie ist zugleich Lebensraum und Risikozone. Bis heute ist die Landschaft geprägt von Auen, Inseln, Nebenarmen und
Schotterbänken. Auf einer dieser Schotterbänke, bei Stromkilometer 1943,9, findet im August 2024 in der Abenddämmerung kurz vor Einbruch der Dunkelheit eine Performance
der Tänzerin und Choreografin Andrea Gunnlaugsdóttir statt. Die Künstlerin Sofie Thorsen, die sich in ihrer Arbeit mit räumlichen Strukturen, Wahrnehmung und historischen Kontexten beschäftigt, hat der Performerin weiß lackierte abstrakte Aluminiumskulpturen zur Verfügung gestellt und dokumentiert die Performance filmisch. Gunnlaugsdóttir bewegt die weißen Objekte vor der Kamera, um das letzte Licht einzufangen, das kurz nach Sonnenuntergang vom Himmel und vom Wasser reflektiert wird. Die wenigen Minuten des Videos zeigen den Übergang vom Tag zur Nacht. Für die Umsetzung als Kalender wird dieser Moment auf zwölf Monatsbilder aufgeteilt. Es entsteht eine Serie, die unterschiedliche Aspekte von Licht, Bewegung und Landschaft sichtbar macht. Sofie Thorsens Arbeit lädt zur konzentrierten Wahrnehmung von Natur und Geschichte ein – sie
vermittelt Achtsamkeit und Genauigkeit. Im Video, aber noch mehr in den Stills der Kalenderblätter, sieht man, wie die dreidimensionalen Objekte sich in besonders
geformte Leinwände verwandeln. So wird die Landschaft zur Bühne, auf der Energie
sich in abstrakten Formen spiegelt.