Absheron Oilfields (AZ 3.9)
Markus Krottendorfer
C-Print
Edition 1/5 + 1 AP
103 × 103 cm (gerahmt)
2007
Ankauf 2009
Inv. Nr. 0182
Die drei Schluchten des Jangtsekiang in China, ein Braunkohle-Geisterdorf im Ruhrpott, die ältesten Ölfelder der Welt in Aserbaidschan – das sind die Themen des 1976 geborenen Fotokünstlers Markus Krottendorfer. Er ist gerade dabei, die Dokumentarfotografie neu zu erfinden. Sein Handwerk allerdings hat der professionell Reisende im Reprolabor seiner Familie gelernt. Um die Entwicklung und Vergrößerung seiner Fotografien kümmert er sich ebenso selbst wie um die Herstellung der Abzüge.
Markus Krottendorfer macht das letzte Bild, das vor dem Verschwinden. Noch ein Blick auf die Dörfer am großen Damm, bevor sie im braunen Wasser versinken, noch eine Nacht im Moskauer Hotel Rossija kurz vor seiner Demolierung, noch ein Tag zwischen verrottenden Industrieruinen, giftig schillernden Ölpfützen und rostigen Kränen.
Die beiden Arbeiten in der evn sammlung zeigen Motive, die Krottendorfer auf der Halbinsel Absheron in Aserbaidschan fotografiert hat. Hier wurde fast 150 Jahre lang Erdöl gefördert, 1870 begann hier ein Prozess, der sich nun seinem Ende zuneigt. In unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Baku, nicht weit von den beliebten Stränden am Kaspischen Meer, tragen weite Teile der Landschaft bis heute die Narben industrieller Eingriffe in ihre Natur, ragen die Ruinen der Förderanlagen in den schwefeligen Himmel. Krottendorfer ist keiner der vielen Katastrophenknipser, die herumfahren und verkommene Landschaften einsammeln. Für ihn sind geschichtliche und politische Hintergründe wichtig, die sich auf Schauplätzen wie diesem abbilden. Es sind Studien im Dämmerlicht der Zwischenzonen, zwingend und absolut. Ungefiltert fixiert Krottendorfer den Raum in einem schwebenden Aggregatzustand zwischen Heute und Morgen, Vergangenheit und Zukunft.
Krottendorfer macht aber auch erste Bilder: denn was man auf ihnen zum letzten Mal zu sehen meint, man sieht es auch zum ersten Mal. So endgültig, so klar, so entschieden fotografiert der Künstler: ein präziser Chronist, der seine globalen Check-ups mit Sciencefictionelementen durchsetzt und in Technicolor-Künstlichkeit taucht. „The World Is Not Enough“ hieß die Ausstellung, in der Krottendorfer seine Parabel von den Ressourcen erzählte. Das Ende des zivilisatorischen Kreislaufs, er fand es auf den Förderhalden Aserbaidschans.
Brigitte Huck, 2011 Weiterlesen
Publikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 160–163
Markus Krottendorfer. Abseron Ölfelder, Artist portfolio 2008, , S. s. p.