Cops and Robbers #7
Agnieszka Polska
C-Print; Edition 2/5 + 1 AP
25.5 × 38 cm
2009
Ankauf 2009
Inv. Nr. 0198
Ausgangsmaterial für die Videos und Fotocollagen der polnischen Künstlerin Agnieszka Polska sind gefundene Fotografien oder andere Bilder aus kunst- und naturwissenschaftlichen Magazinen der 1950er- bis 1970er-Jahre. Durch die Manipulation und Rekontextualisierung der historisch aufgeladenen Bilder verweist Polska auf die sich mit der Zeit veränderten Gedächtnis- und Erinnerungsleistungen, durch die sich Geschichtsschreibung stets neu konstruiert und (re)interpretiert.
In diesem Sinn sind auch die drei C-Prints in der evn sammlung zu verstehen. Die Quelle dafür ist eine Art Handbuch für die polnische Polizei aus dem Jahr 1956, aus dem Agnieszka Polska neun Motive entnommen hat. Den Polizisten wurden durch die Fotografien Griffe und Körperstellungen vorgeführt, die sie bei Arretierung von Verbrechern bzw. zur Selbstverteidigung anwenden sollten. Durch die technische Bearbeitung der Anweisungen durch die Künstlerin verbleibt nur je eine Figur. Der fehlende Kontrahent lässt die andere Person in bizarren Posen zurück. Assoziationen zu extremen Tanzfiguren oder Performances werden geweckt. Der Ursprung der Darstellungen versetzt in die Zeit des Kalten Krieges, und das Wissen darum konterkariert die abstrus-komischen Bewegungen.
Wie bei anderen Projekten, z. B. bei Gardener’s Responsibility von 2011, unternimmt die Künstlerin den Versuch, die Gegenwart mittels Rückgriff auf historische Ereignisse und Erzählungen neu zu interpretieren. Sie legt die Mechanismen von Erinnerung an die Vergangenheit als subjektive Gedanken und Deutungs- bzw. Bedeutungscollage frei und macht so deutlich, dass sich Geschichtsschreibung nie nach „wahrhaften“, objektiven Kriterien vollzieht.
Georg Kargl, 2011 Weiterlesen
Ausstellungen
evn sammlung / institutionelle Präsentation, Viennafair, Wien, 2011
Publikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 218–221