Oh ... Kippenberger? ... He's a Poet. From the series “Return of the dead painter with new problems”
Uroš Djurić
Acryl auf Papier
94 × 53 cm (gerahmt)
2007
Ankauf 2009
Inv. Nr. 0196
Wenn Uroš Djurić in Belgrad in ein Taxi steigt, wird er wie ein Popstar begrüßt. Schließlich verfügt der emeritierte Punk über einen schillernden Glamourfaktor, der über das alternative Künstlermilieu der serbischen Hauptstadt hinausreicht.
Im Manifest des Autonomismus etablierte der Filmschauspieler, Verleger von Undergroundcomics, Grafiker, DJ im Club „The Hole“ und Gestalter einschlägiger Radioshows für den Belgrader Sender B92 gemeinsam mit Stevan Markuš 1994 das „persönliche Prinzip“ als Hauptantriebskraft für die Produktion von Kunst am Rande einer Gesellschaft, in der Banker, Politiker, Kriminelle und Kriegsverbrecher die Helden waren. „Das wichtigste Kriterium zum Eintritt in ihren Klub“, erzählt Djurić, „war, an ihrem Spiel teilzunehmen.“ Er entwickelt The Populist Project und macht die Interaktionen zwischen Individuum und Starsystem deutlich: Er präsentiert sich auf dem Cover eines imaginären Magazins namens Hometown Boys als Spieler der prominentesten europäischen Fußballclubs und als Pionier mit rotem Halstuch in Gesellschaft der bekanntesten Vertreter des osteuropäischen Kunstbetriebs.
Wenn Uroš Djurić malt, dann in dem beruhigenden Bewusstsein, ein Konzeptkünstler zu sein. Selbstporträts mit Gitarre sind ein Thema für den stolzen Besitzer der teuersten Fender Telecaster mit Naturholz-Body und Hals aus Rosenholz – eines Klassikers unter den E-Gitarren. Allein der Titel des Gemäldes – ein guter Ratschlag aus dem deutschen Wirtschaftswunderland – weist bereits darauf hin, dass Djurić Stile und Kontexte sampelt und das ironisch unterfütterte Genre eines wahren Intellektuellen pflegt, dessen Erfolg aus der – gelegentlich traumatischen – Zugehörigkeit zu einer Minderheit auf der einen und einer Elite auf der anderen Seite erwächst.
So wundert es nicht weiter, dass Djurić mit Deutschlands legendärem Enfant terrible Martin Kippenberger gut zurechtgekommen ist. In seiner Aneignung von Kippis Genre von Zeichnungen auf Hotelpapier macht er seine Verehrung durch Formatexpansion deutlich. Zitiert wird der Text einer Ikone des internationalen antifaschistischen Liedrepertoires. Die letzte Zeile, die im Original „wir sind die Arbeiter von Wien“ lautet, wird im Personal Branding von Kippenberger/Djurić zum naheliegenden „wir sind die Arbeiter von Beograd + Köln“.
Brigitte Huck, 2011
Literatur: Experimenta Folklore, hg. vom Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main 2008, S. 37
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Publikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 112–115
Martin Kippenberger. Crteži, Belgrad 1989