doppelganger (fly)
Vadim Fiškin
Holz, Kunststoff, Plexiglas und elektronisches Relais
24.4 × 49.7 × 20 cm
2009
Ankauf 2010
Inv. Nr. 0201
Die künstlerischen Wurzeln von Vadim Fiškin, der seit 1996 in Slowenien lebt, liegen in der Zeit seines Architekturstudiums im Moskau der späten 1980er-Jahre. Er setzt sich mit dem Thema der russischen Avantgarde auseinander und ist Mitglied der Künstlergruppe „The World Champions Group“.
Die Arbeit Another Speedy Day, die er 2005 als Vertreter Sloweniens bei der Biennale in Venedig realisierte, nachdem er 1995 Russland vertreten hatte, zeigt die Vorliebe des Künstlers für technische und naturwissenschaftliche Phänomene. Fiškin beschäftigt sich vor allem mit der Relativitätstheorie und speziell mit Einsteins Zwillingsparadoxon. Die Besucherinnen und Besucher des Pavillons durchreisten Zeit und Raum und konnten in 12 Minuten einen gesamten Tag Revue passieren lassen. Gewitzt kombiniert der Künstler fundierte Theorien oder Hightech-Errungenschaften mit poetisch künstlerischer Energie. Als aufmerksamer Beobachter legt er Prozesse offen, hinterfragt Methodik und Funktionalität. Als Ergebnisse seiner Recherchen zeugen seine Kunstwerke von besonderem Humor, sie sind hintergründig und facettenreich und verweisen nicht selten auf die Grenzen der technikgläubigen Gegenwart.1
All diese Komponenten finden sich auch in der Skulptur der evn sammlung. Ihr Titel doppelgaenger (fly) erinnert an den Sciencefiction-Horrorfilm Die Fliege, in dem ein sich mit Teleportation beschäftigender Wissenschafter zufällig mit einer Fliege verschmilzt.2 Mit zwei futuristisch anmutenden Plexiglaszylindern, einem weißen Tischtennisball und einer Plastikfliege stellt Fiškin das Experiment nach. Während der Ball sich von einem in den anderen Zylinder teleportiert, vereinigt er sich mit der Fliege. Ein Mutationswesen der besonderen Art entsteht. Ein einfaches elektronisches Relais erleichtert die Wiederholung dieser Erscheinung und gewährt den Betrachtenden Einblick in den Kosmos künstlerischer Freiheit und persönlicher Vorstellungskraft.
Heike Maier-Rieper, 2011
1) Auch die Arbeit Molecule (straw) (2003), seit 2004 in der evn sammlung, ist in diesem Kontext zu verstehen.
2) Der Film von Kurt Neumann (1958) basiert auf einer Kurzgeschichte von George Langelaan; das bekannte Remake von David Cronenberg stammt aus dem Jahr 1986.
WeiterlesenAusstellungen
Now, At The Latest. Videos und andere Sehenswürdigkeiten aus der evn sammlung, Kunsthalle Krems, Krems, 2015
evn sammlung / institutionelle Präsentation, Viennafair, Wien, 2011
Publikationen
evn collection. 2006–2011, Köln 2011, S. 174 f