Three Sisters Corridor
Christian Philipp Müller
two-part steel sculpture for outdoor use, filled with soil and seasonal corn, beans and pumpkin plants
each 600 × 90 × 80 cm
2017
Acquisition 2018
Inv. No. 0368
Für seine ausgiebigen Recherchen dringt Christian Philipp Müller nicht nur in die Kunst- und Kulturgeschichte vor, sondern auch in Soziologie, Politik, Ökologie oder Ökonomie. Als Forscher und Historiker macht er Geschichte in Form aktueller Kunst möglich. Der Garten ist ein wiederkehrendes Thema seiner Forschungen. Ausgangspunkt für den Drei-Schwestern-Korridor, der speziell für das mumok konzipiert wurde, ist der historische Transfer von Kulturpflanzen aus den Ländern Südamerikas in die Alte Welt im Zuge von Eroberung, Missionierung und wirtschaftlicher Ausbeutung. In der Landwirtschaft der Maya bildeten die „drei Schwestern“ Mais, Bohnen und Kürbis als Mischkultur eine Symbiose, die durch Rankhilfe, Nährstoffaustausch und Erosionsschutz ein hoch entwickeltes ökologisches Anbausystem, genannt Milpa, darstellte.
Müllers Installation ermöglicht den Durchgang über eine kleine Schwelle, eine Art Laufsteg, über den die historische Pflanzung für die Besucher_innen greifbar wird. In der städtischen Situation des MuseumsQuartiers wird damit die Annäherung an das mumok als Ort der Kulturproduktion mit einer Naturerfahrung verbunden, die durch eine (fast) verlorene Kulturleistung ermöglicht wird. Die Auswahl der Pflanzen ist der Jahreszeit geschuldet. Mais, Bohnen und Kürbis werden im Herbst geerntet. Teil der Installation ist ihr Reifen, Verwelken und das gemeinsame Verspeisen, ein Akt sozialer Kommunikation, der unmittelbar an sinnlich-körperliches Erleben gebunden ist. Damit erinnert die Installation auch daran, dass wir uns in Form der diversen Früchte immer wieder fremde Kultur buchstäblich einverleiben.
Text: MUMOK, Ausstellung „Naturgeschichten, Spuren des Politischen“, 2017–2018
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Naturgeschichten. Spuren des Politischen [MUMOK, Vienna, 23 September 2017 – 14 January 2018], Cologne 2017, p. 108 ff