Everything is Energy
Emma Talbot
wallpaper, digitally printed
variable
2023–2023
Commission 2023
Inv. No. WP_30
Zu sehen ist eine kleine, puppenhafte Figur. Sie hat ein Bein angewinkelt. Auch ein Arm, der grünlich eingefärbt ist, ist abgebogen. Der andere Arm ist ungewöhnlich gestreckt. Die Hand wird in spitzem Winkel zum Scheitel der Haare geführt, deren Strähnen in langen Bahnen herabfallen. Die Haare sind es auch, die uns vermuten lassen, dass es sich um eine Frau handelt, obwohl Gesicht und andere Körpermerkmale verborgen bleiben. Sie, die durch den Rapport der Tapete auch auf den Kopf gestellt ist, befindet sich vor einem muschelartigen Eingang, der an eine Vulva erinnert. Er ist braun und olivgrün eingefärbt und mit einer messingfarbenen Umrandung versehen. Das Gebilde wird im Außenraum von zahlreichen Ornamenten umfangen. Es sind Wellen und Netze von hellem oder dunklem Blau, die sich an ihren Spitzen zu Voluten drehen.
Emma Talbot ist eine britische Künstlerin, die Empfindungen und innere Daseinszustände erkundet. Für diese findet sie träumerische bildhafte Entsprechungen, Sujets, die von lyrischen Empfindungen und Geheimnissen, aber auch Gesten des Schmerzes, Leids und der Klage. Die meisten dieser Motive, so auch die Vorlage für die Tapeten, werden auf Seide aufgetragen. Diese Stoffmalereien sind durchsichtig, auch von hinten zu betrachten und daher zweiansichtig und gespiegelt. Für die Tapete in der evn sammlung stellt Talbot das Motiv auf den Kopf: Der Puppenkörper, noch schutzsuchend, beginnt, sich optisch zu drehen und zu schweben. Ungeachtet dessen findet er sich eingegossen in eine fluide oder florale Umgebung. Diese magischen, sich öffnenden Hüllen erinnern an Vorgänge der Geburt und des Gedeihens, aber auch an manche Ornamente in der Kunst der Jahrhundertwende um 1900, an deren weiche und fließende Formen, aber auch an den archaischen Bildschmuck, den etwa Gustav Klimt für seine Gemälde zitierte.
Thomas D. Trummer, 2023
Exhibitions
Wallpaper #6, evn sammlung, Maria Enzersdorf, 2023
Publications
Lower Austria Contemporary 2024, St. Pölten 2024, p. 37